Davis-Cup-Team bleibt erstklassig

Oeiras – Als Jan-Lennard Struff nach einem Zittersieg in fünf Sätzen das deutsche Davis-Cup-Team vor dem Abstieg in die Zweitklassigkeit bewahrt hatte, reckte Boris Becker die berühmteste Faust der Tennis-Geschichte kurz in die Höhe.

Erleichtert fiel der neue Chefberater nach dem entscheidenden Punkt zum 3:1 im Relegationsduell in Portugal der Nummer eins im deutschen B-Team und dem sichtlich bewegten Bundestrainer Michael Kohlmann um den Hals.

«Ich freue mich für die Jungs und für mein Team. Ein Abstieg wäre fatal gewesen», sagte Kohlmann nach dem 6:0, 6:7 (3:7), 3:6, 7:6 (8:6), 6:4 Struffs im Duell der Spitzenspieler gegen Joao Sousa. Nach einem packenden Fünf-Satz-Krimi und der Abwehr eines Matchballs bewahrte der 27 Jahre alte Warsteiner die deutschen Herren auch ohne ihre drei besten Profis Alexander Zverev, Mischa Zverev und Philipp Kohlschreiber vor dem ersten Abstieg in die sogenannte Europa/Afrika-Zone seit 14 Jahren. Stattdessen findet sich die Auswahl des Deutschen Tennis Bundes erneut im Lostopf für die Erstrunden-Partien der Weltgruppe im Februar 2018.

«Das war einer der größten Siege meiner Karriere. Es war ein wichtiger Sieg für uns und ein wichtiger Schritt, dass wir in der Weltgruppe bleiben», sagte Struff in der Pressekonferenz mit ruhiger Stimme, als hätte er gerade die erste Runde bei einem Challenger-Turnier gewonnen. Dabei hatte er den rund 30 mitgereisten deutschen Fans und dem Betreuerstab um Becker auf dem pittoresken Sandplatz im Clube de Ténis do Jamor in Oeiras einiges zugemutet.

6:0, 3:0 führte der Weltranglisten-54. gegen den drei Plätze tiefer notierten Sousa. Struff spielte anderthalb Sätze lang auf, als wäre er über Nacht in einen Zaubertrank gefallen. Nach seiner enttäuschenden Vorstellung im Einzel am Freitag, das er gegen Pedro Sousa verloren hatte, und seiner auch im Doppel anfangs schwachen Leistung verblüffte er mit einem nahezu fehlerfreien Spiel und schien Sousa zu zermürben. In nur 20 Minuten sicherte sich Struff den ersten Satz, nach einer halben Stunde gelang Sousa der erste Punkt zum 3:1.

Becker kam gerade vom Nebenplatz wieder, wo sich die anderen deutschen Profis Stebe, Pütz und Yannick Hanfmann einspielten. Aus der Box verfolgte er dann den unerklärlichen Einbruch Struffs. Im Tiebreak des vierten Satzes wehrte er einen Matchball mit riskantem Serve-and-Volley-Spiel ab und kämpfte sich in Durchgang fünf.

Bei den Matchbällen hatte Becker beide Hände auf den Oberschenkeln abgelegt und schien äußerlich ganz ruhig. Als Struff den ersten vergab und einen Rückhand-Volley ins Netz haute, stand der dreimalige Wimbledonsieger und neue Head of Men’s Tennis kurz auf und klatschte aufmunternd in die Hände. «Es tut gut, wenn man nochmal rausschauen kann, es ist ein gutes Gefühl», sagte Struff. Drei Stunden und 13 Minuten waren gespielt, als der 1,96 Meter große Athlet Matchball Nummer zwei verwandelte und die Becker-Faust zu sehen war.


(dpa)

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