Stuttgart – Zum Ende einer langen Wintersportsaison ist es Zeit für Zensuren: Wie gut waren die deutschen Sportler in den vergangenen Monaten? Nicht dabei sind die Eiskunstläufer – eine Bewertung der Saison vor Abschluss der laufenden Weltmeisterschaften in Japan wäre nicht fair.
BIATHLON – NOTE: 2
Mit ihren Titeln sorgten Denise Herrmann und Arnd Peiffer für die Highlights das Winters. Insgesamt sieben WM-Medaillen in Östersund sind ein starkes Ergebnis, zumal Doppel-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier viele gesundheitliche Probleme hatte. Doch es gab auch Enttäuschungen: Die Frauen-Staffel verpasste das fest eingeplante Edelmetall, die zweite Reihe enttäuschte zudem zum Höhepunkt. Dafür zeigten die Männer starke Mannschaftsleistungen.
SKI ALPIN – NOTE: 3
Elf Podestplätze gab es, darunter drei Siege: Stefan Luitz gewann in Beaver Creek, Josef Ferstl in Kitzbühel und Viktoria Rebensburg beim Weltcup-Finale in Soldeu. Dazu kommt Rebensburgs WM-Silber im Riesenslalom. Angesichts der Verletzungen von Thomas Dreßen, Andreas Sander und der Techniker-Hoffnung bei den Damen, Marina Wallner, eine ordentliche Ausbeute – aber nicht mehr. Gerade die Techniker um Felix Neureuther waren weit von der Bilanz vergangener Jahre entfernt.
SKISPRINGEN – NOTE: 1-2
In der Abschiedssaison von Trainer Werner Schuster sind die Adler bei den Höhepunkten zur Bestform aufgelaufen. Markus Eisenbichler holte dreimal WM-Gold, Karl Geiger fuhr mit zweimal Gold und einmal Silber nach Hause. Bei der Vierschanzentournee hatten Eisenbichler und Stephan Leyhe die Gesamtränge zwei und drei erobert. Das sehr positive Großereignis-Fazit wird durch die Bilanz im Weltcup getrübt, die – gemessen an der Qualität der DSV-Springer – zu schlecht ausfiel.
NORDISCHE KOMBINATION – NOTE: 2-
Bei der WM war er plötzlich wieder da, der nimmersatte Medaillenjäger Eric Frenzel. Gold im Einzel, Gold im Teamsprint und Silber in der Staffel. Doch dreimal Edelmetall konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Kombinierer ihren einstigen Status als Ausnahme-Athleten in den vergangenen beiden Wintern klar eingebüßt haben. «Wir müssen besser werden», forderte deshalb Bundestrainer Hermann Weinbuch.
LANGLAUF – Note: 3-4
Der neue Bundestrainer Peter Schlickenrieder sah sein Team bei der WM im guten bis sehr guten Bereich. Zu Medaillen reichte es in der seit einigen Wintern erfolglosen Sportart zwar nicht, die Langläufer machen zwei Jahre vor der Heim-WM in Oberstdorf aber Fortschritte. Sandra Ringwalds zweiter Platz im Weltcup-Sprint war genauso Mutmacher wie Platz vier in der Staffel bei der WM oder Victoria Carls fünfter Rang im WM-Sprint. 2021 sollen im Allgäu dann Medaillen her.
SKI-FREESTYLE – NOTE: 4
Die beiden Podestplätze von Kea Kühnel im Big Air sind klasse, nur zwei Podiumsplätze der Skicrosser dagegen trotz der vorhergehenden Verletzungen von Leistungsträgern wie Heidi Zacher oder Daniel Bohnacker viel zu wenig. Auch die Weltmeisterschaften in den USA verliefen ohne eine Medaille für den DSV enttäuschend. Rang fünf von Laura Grasemann in der Buckelpiste war dort das beste Resultat – in einer Disziplin, die vom Verband gar nicht mehr gefördert wird.
SNOWBOARD – NOTE: 1-2
Fünf Siege und insgesamt 15 Podestplätze im Weltcup, dazu WM-Gold für Selina Jörg und vier Bronzemedaillen bei den WM in den USA – für die deutschen Snowboarder, vor allem die Racer, war es ein sehr guter Winter. Am Wochenende kann die Saison noch mit dem Gewinn des Gesamtweltcups beim Saisonfinale in Winterberg gekrönt werden.
EISSCHNELLLAUF – NOTE: 5
Kein Podestplatz bei den Weltmeisterschaften und im Weltcup: Das deutsche Eisschnelllaufen hat die Talsohle nicht verlassen. Zwar gab es respektable Top-10-Resultate der 47 Jahre alten Claudia Pechstein und der Leistungsträger Nico Ihle sowie Patrick Beckert, doch der Nachwuchs läuft noch nicht in der Weltspitze. Hoffnungsschimmer sind der deutsche Rekord von Joel Dufter über 1000 Meter und der erste Junioren-WM-Titel durch Lukas Mann über 5000 Meter.
SHORTTRACK – NOTE: 4
Anna Seidel bleibt die große Hoffnung. Im Weltcup zweimal auf dem Podest, bei der WM die Ränge sieben und acht – die 20 Jahre alte Dresdnerin hat nach verletzungsbedingt schweren Jahren den Anschluss an die Weltspitze wieder geschafft. Bei den Herren ist dazu noch einige Arbeit nötig, auch wenn Adrian Lüdtke mit WM-Platz sieben über 1000 Meter aufhorchen ließ.
BOB – NOTE: 1+
Es war laut Cheftrainer René Spies eine «sensationelle Saison, die es wohl in den nächsten 20 Jahren nicht mehr geben wird». Francesco Friedrich fuhr im Zweierbob alle Weltcupsiege ein, gewann bei der WM in Whistler sein fünftes Gold in Serie im kleinen Schlitten und schrieb mit seinem Double-Hattrick Sportgeschichte: Seit 2017 ist er bei WM und Olympia ungeschlagen. Bei der WM gingen alle Titel an Deutschland, da auch Olympiasiegerin Mariama Jamanka Gold einfuhr.
RODELN – NOTE: 2+
Die deutschen Rodler haben die Weltcup-Saison beherrscht, gewannen aber nicht in allen Kategorien. Im Gesamtweltcup sicherten sich Natalie Geisenberger bei den Frauen, Toni Eggert und Sascha Benecken bei den Doppelsitzern und die Teamstaffel den Gesamtsieg. Bei den Männern reichte es für Felix Loch nur zu Rang drei hinter den starken Russen. Loch sicherte sich aber wie Geisenberger und das Duo Eggert/Benecken den WM-Titel in Winterberg.
SKELETON – NOTE: 2-
Mit dem historischen Dreifach-Erfolg bei der WM in Whistler haben die Frauen um Weltmeisterin Tina Hermann alle Erwartungen übertroffen. Die Olympia-Zweite Jacqueline Lölling und Sophia Griebel komplettierten den Erfolg. Bei den Männern sorgte Christopher Grotheer mit Platz vier bei der WM für eine Überraschung. Im Weltcup fuhr der bei der WM enttäuschende Axel Jungk einen zweiten und einen dritten Platz ein.
(dpa)