Mannheim – Der SV Waldhof Mannheim ist kein normaler Aufsteiger. Dafür ist er viel zu selbstbewusst. Gleich in der ersten Drittliga-Saison wollen die Kurpfälzer einen einstelligen Tabellenplatz erreichen.
Und «natürlich ist es unser Ziel, irgendwann in die 2. Bundesliga zu kommen». Beides sagt der Präsident Bernd Beetz. Irgendwann heißt dabei nicht: in ferner Zukunft.
Nach Jahren in der fußballerischen Diaspora der vierten und fünften Liga herrsche in der Rhein-Neckar-Region ein «regelrechter Hunger» nach einem weiteren starken Proficlub neben der TSG 1899 Hoffenheim. Die Bundesliga, also das Fußball-Oberhaus, würde er zwar nicht als Ziel formulieren, meint Beetz: «Aber es ist nicht auszuschließen.»
Das hört sich verwegen an, doch die Mannheimer wissen, wie sich das anfühlt: Zwischen 1983 und 1990 waren sie schließlich schon einmal erstklassig als «Waldhof-Buwe» und sorgten mit späteren Stars wie Jürgen Kohler, Maurizio Gaudino oder Christian Wörns für Furore.
Beetz ist nicht nur Präsident, sondern auch gebürtiger Mannheimer. Was aber viel wichtiger ist: Als Manager in der Luxusgüterindustrie, zuletzt beim New Yorker Parfüm- und Kosmetikkonzern Coty, ist der 68-Jährige reich geworden und hält als Investor 97 Prozent der Anteile an der Spielbetriebs-GmbH des SV Waldhof. «Ich bin damals vom Verein gerufen worden, als die Insolvenz anstand», erklärt Beetz zu seinem Einstieg 2016. Seitdem soll er mehrere Millionen Euro in den Club gesteckt haben. Sportlich war es dennoch ein harter Weg.
Dreimal nacheinander ist der SVW als Regionalligist in der Aufstiegsrelegation zur 3. Liga gescheitert. Doch vor der zurückliegenden Saison wurde der Modus geändert – und der Meister aus dem Südwesten stieg direkt auf. Der SV Waldhof sicherte sich unter dem Trainer Bernhard Trares den Titel mit fast unglaublichen 21 Punkten Vorsprung. Der Schnitt von 6500 Zuschauern war schon drittligareif – und der Jubel riesig.
Auch Ex-Nationalspieler Kohler kennt diese Euphorie und findet das Ziel 2. Liga daher «völlig richtig». Traditionsclubs wie der SV Waldhof, der 1. FC Kaiserslautern oder 1860 München hätten «ein unheimliches Fan-Potenzial. Aber in den letzten zehn bis 20 Jahren ist in diesen Vereinen auch viel Bockmist gemacht worden», sagt der Weltmeister von 1990. Waldhof sieht er nun aber auf einem guten Weg.
In der 3. Liga soll die Mannschaft von Trainer Bernhard Trares weiter mit spielerisch starkem Fußball den hohen Ansprüchen am Alsenweg gerecht werden und das möglichst schon zum Auftakt bei Mitaufsteiger Chemnitzer FC am 21. Juli zeigen. Der erste Höhepunkt der Saison steigt am 11. August. Dann kommt in der ersten DFB-Pokalrunde Bundesligist Eintracht Frankfurt in das mit rund 24.000 Zuschauern wahrscheinlich ausverkaufte Carl-Benz-Stadion. Mit geschätzten rund sechs Millionen Euro liegt der SVW beim Etat im Mittelfeld. Und überheblich ist der Waldhof sowieso nicht – trotz der hohen Ziele. «Wir gehen da ganz nüchtern und sauber rein», betont Trares.
«Die 3. Liga wird unheimlich schwer, da müssen wir uns erst mal akklimatisieren», warnt der Sportliche Leiter Jochen Kientz. Vor allem die Robustheit sei dort höher. Mit den (mittelfristigen) Ansprüchen von Beetz kann er aber gut leben. «Wenn man sich im Sport Ziele setzt, darf man auch mal nach den Sternen greifen.»
Warum also soll der noch kleine SV Waldhof nicht schon bald ganz oben spielen, fragt Kohler. Bundesliga-Aufsteiger SC Paderborn etwa zeige, dass das gehe. Ob Erste oder Zweite Liga: «Wenn das einigermaßen läuft beim Waldhof, dann wird das auch Hoffenheim spüren», glaubt Kohler. Dann werde manch Nordbadener auch mal wieder ins Mannheimer Stadion gehen statt ins fünfzig Kilometer entfernte Sinsheim.
(dpa)