London – Das schönste Weihnachtsgeschenk kann sich Max Hopp in diesem Jahr selbst machen – es wäre ein weiteres Flugticket in die Weltstadt London, um auch nach den Feiertagen noch im Alexandra Palace spielen zu dürfen.
Im selbst ernannten «größten Spiel» seiner bisherigen Karriere fordert Hopp als krasser Außenseiter am Samstag (22.30 Uhr) Pfeileprimus Michael van Gerwen heraus. Ein Erfolg wäre nicht nur der größte und prestigeträchtigste Erfolg des 22-Jährigen, sondern würde auch erstmals einen Deutschen ins WM-Achtelfinale bringen.
«Michael wird eine sehr, sehr große Herausforderung. Jedes Set ist da ein voller Gewinn. Ich hoffe, dass ich es schaffen kann, dass es knapp wird», sagte Hopp. Der Hesse hatte nach seinem souveränen 3:0-Sieg über Danny Noppert eine Woche WM-Wettkampfpause und ist nach Hause gereist, um sich in aller Ruhe auf den vorweihnachtlichen Gipfel im stimmungsgeladenen «Ally Pally» einzustimmen.
Was ihn erwartet, weiß Hopp bestens. «Michael ist der Beste der Welt, er ist sehr erfahren. Es wird sehr schwer, ihn da herauszufordern.» Als Ziel nennt er nicht großspurig den Sieg, sondern zunächst einmal, den 29 Jahre alten Niederländer zu fordern und ihm im Modus Best-of-Seven ein möglichst langes Match abzutrotzen. Hopps Bilanz gegen van Gerwen liest sich bescheiden: In fünf Duellen setzte sich «Mighty Mike» stets durch, meistens war es zwischen den beiden nicht einmal knapp.
Hopp, der trotz seines jungen Alters schon zum sechsten Mal bei der WM in London mitspielt und deutscher Rekordteilnehmer ist, wirkt gereift. Er hat sein stärkstes Jahr hinter sich, steht erstmals unter den Top 32 der Welt und hat in dieser Saison Zeichen gesetzt. Bei der EM kam er ins Halbfinale, in Saarbrücken schlug er nacheinander die Weltklasse-Spieler Rob Cross, Peter Wright und Michael Smith und gewann sein erstes großes Turnier. «Das war eine Art Initialzündung. Bis dahin lief meine Saison so la la. Es war wichtig, wieder in die Spur zu finden», sagte Hopp dazu der Deutschen Presse-Agentur.
Hopp gilt als bodenständig und zurückhaltend. Wenn er über das Duell mit van Gerwen sagt, man müsse «solche Jungs irgendwann auch herausfordern», klingt das wie eine Kampfansage. Sein Widersacher aus den Niederlanden, immerhin zweimaliger Weltmeister, ist da anders gestrickt. Er sagt: «Wenn ich mein bestes Spiel abliefere, gewinne ich zu 100 Prozent. So einfach ist das», sagte van Gerwen, der seit fast fünf Jahren ohne Pause die Weltrangliste anführt.
Wie exponiert er seine Stellung sieht, stellte van Gerwen vor der WM unter Beweis. Dort tippte er für den niederländischen Fernsehsender RTL7 die komplette WM durch. Für sein Match gegen Max Hopp sagte er voraus: «Das wird eine klare Sache, da komme ich weiter.» Doch das muss nichts heißen. Denn in seinem Tableau, bei dem er sich selbst natürlich als Weltmeister tippt, wären Raymond van Barneveld, Simon Whitlock und Peter Wright seine nächsten Gegner. Alle drei sind schon in ihrem ersten Match ausgeschieden.
(dpa)