London (dpa) – Die Stars, die er als kleiner Junge einst vor dem Fernseher bewunderte, sind für Martin Schindler inzwischen ganz normale Gegner.
Mit 21 Jahren hat er es in die Elite der Darts-Spieler geschafft und sich mit der ersten Teilnahme bei einer WM, dem größten Event des Jahres, für seine konstanten Leistungen belohnt. «Auf dem Papier ist er krasser Außenseiter, aber jeder weiß, dass er nichts zu verlieren hat», sagt Ioannis Selachoglou, der Manager des Brandenburgers, vor dessen Auftaktmatch gegen den Australier Simon Whitlock. Schindler selbst wollte sich vor seinem Debüt im Alexandra Palace an diesem Mittwoch nicht äußern.
Schindler ist beim Saisonhöhepunkt nun das, was jahrelang sein gleichaltriger Landsmann Max Hopp war: der deutsche Hoffnungsträger auf den ersten größeren Erfolg bei einer WM. Hopp und Schindler sind befreundet und verbringen beim Training und bei Turnieren viel Zeit gemeinsam. «Für beide ist das Ziel nicht nur, der beste Deutsche zu sein, sondern in der Weltspitze anzugreifen. Da freut sich einer für den anderen über die erreichten Erfolge», hieß es von Schindlers Management aus.
Der an Position zehn gesetzte Australier Whitlock ist gegen Debütant Schindler natürlich klar favorisiert, doch der junge Strausberger wittert seine Chance gegen den Veteran. Läuft es gut, könnten in den folgenden Runden auch Ex-Weltmeister Adrian Lewis (im Achtelfinale) oder der schottische Ranglistenzweite Peter Wright (im Viertelfinale) warten. Auf sein Idol, den Schotten Gary Anderson, könnte er dann in der Vorschlussrunde treffen. «Er ist mein Lieblingsspieler, durch den ich wirklich angefangen habe, richtig zu trainieren», sagte Schindler über den Schotten.
Seine immer besseren Leistungen an der Scheibe haben auch ihren Tribut gefordert. Schindler brach Anfang des Jahres sein Studium in Berlin ab, um dem Darts-Sport noch mehr Zeit widmen zu können. Wer auf der Tour spielt und zu den Turnieren quer durch Europa reist, ist beinahe das ganze Jahr unterwegs, um Punkte für die Order of Merit, die Weltrangliste, zu sammeln. Für Schindler war beides irgendwann nicht mehr vereinbar.
Kollege Hopp traut dem Debütanten einiges zu. «Er hat in seinem ersten Jahr einen guten Lauf hingelegt. Das spielerische Potenzial hat er auf jeden Fall», sagte der Hesse über Schindler. Bei der Team-WM in Frankfurt spielten die beiden Youngster gemeinsam für Deutschland und scheiterten nach starken Leistungen im Viertelfinale am späteren Weltmeister Niederlande mit Darts-Primus Michael van Gerwen.
Schindler selbst hat für seine Premiere im «Olymp des Darts-Sports», wie er den Alexandra Palace selbst nennt, einen klaren Plan gefasst. Nach London reisen, Whitlock besiegen, nach Hause fliegen und dort Weihnachten feiern. Nach dem Fest soll es für die zweite Runde zurück in die britische Hauptstadt gehen. Den Flug hat Martin Schindler schon gebucht.
(dpa)