London – Wenn sich Lisa Ashton bei der Darts-WM mit Männern misst und damit ein kleines Stück Geschichte schreibt, hat sie eine gewaltige Hürde bereits hinter sich: Den Wettstreit mit ihren Kindern.
Im Kampf um den begehrten Platz bei der Weltmeisterschaft in London ließ die viermalige Frauen-Weltmeisterin nicht nur 121 weitere britische Spielerinnen hinter sich, sondern auch ihre Töchter Danielle und Lindsey, die sich ebenfalls qualifizieren wollten.
Bei den Ashtons ist Darts Familiensport – und wird von drei ehrgeizigen Frauen geprägt, von denen eine die größtmögliche aller Darts-Plattformen betreten wird. «Ich freue mich einfach nur, auf diese Bühne zu kommen», schrieb Ashton auf Twitter.
Die Engländerin ist 48 Jahre alt, hat vier Mal die Frauen-WM für sich entschieden und versucht sich nun an der nächsten großen Herausforderung in ihrer Karriere: Sie will den ersten Sieg einer Frau bei einer WM, die bisher immer nur Männer geprägt haben. «Für mich ist das ein absoluter Traum, der wahr wird. Ich hoffe, dass ich alle Frauen stolz machen kann», sagte Ashton.
In ihrem Erstrundenmatch gegen den Niederländer Jan Dekker an diesem Donnerstag hat Ashton viel zu gewinnen – und wenig zu verlieren. «Wir werden die Flagge der Frauen hochheben», erklärte Ashton und meint damit auch die Russin Anastassija Dobromyslowa, die sich ebenfalls qualifiziert hat. Der Weltverband PDC hat Ashton demonstrativ am ersten WM-Abend angesetzt, um ihr mehr Aufmerksamkeit zu garantieren. «Wir leben in sich verändernden Zeiten», sagte PDC-Chef Barry Hearn dem «Daily Telegraph».
Bisher war es so: Frauen können in der Quali-Runde mitspielen, wie es Dobromyslowa 2009 schon einmal getan hat. Oder sie rücken nach, wenn kurzfristig ein Qualifikant absagt, so wie die Kanadierin Gayl King im Jahr 2001. Eine eigene Qualifikation für Frauen gab es bisher aber ebenso wenig wie einen Sieg im Hauptfeld bei der WM. Das kann Ashton nun gleich am Donnerstag ändern.
Ashton selbst sieht es als eine riesige Chance an, gegen die Männer im legendären «AllyPally» in London zu spielen. Man kenne sich schon aus gemeinsamen Trainingseinheiten. PDC-Chef Hearn ist gespannt. Es gelte herausfinden, wie gut die Frauen seien. Klar sei für ihn aber: «Manche dieser Mädels können wirklich spielen.»
Dass die «Mädels» mehr als nur spielen können, steht für den deutschen Teilnehmer Martin Schindler schon länger fest. Er ist davon überzeugt, dass manche Frauen das Niveau haben, um bei den Männern mitzuspielen. «Ich denke, sie werden sich auch etablieren», sagte er.
Ashton geht in London also die ersten wichtigen Schritte, um Frauen in dem von Männer dominierten Sport zu positionieren. Als Mutter ebnet sie damit auch den Weg für Danielle und Lindsey. «Es ist großartig, dass meine Töchter auch spielen», freute sich Ashton. «Es ist schön, dass sie in meine Fußstapfen treten.»
Je größer die Fußstapfen, desto besser. Diesmal werden die Töchter noch ihre Mutter anfeuern. Beim nächsten Mal könnte das schon anders aussehen. «Mein Ziel ist es, meine Mutter zu schlagen», sagte Danielle.
(dpa)