Berlin – Mit Übergepäck musste sich Pal Dardai auf der Reise nach Ungarn nicht plagen. Ein Weihnachtsbrauch in seiner Heimat sagt, dass alle Männer des Landes einen Luca-Stuhl aus sieben verschiedenen Hölzern bauen sollen.
Dieser wird dann am Heiligabend aufgestellt, um die Hexen zu erkennen, die sich darauf setzen. Wie das genau funktioniert? «Ehrlich gesagt, ich weiß es selber nicht», sagte der Trainer von Hertha BSC. «Bei uns in der Familie wurde der nie gebaut. Wichtig ist, dass wir Heiligabend mit der Familie zusammen sind, einen schönen ungarischen Karpfen haben, Fischsuppe und Geschenke.»
Die erste Saisonhälfte war für den Fußball-Lehrer erfolgreich – aber auch anstrengend. Dardai hat Hertha zu beachtlichen 30 Punkten und damit auf Rang drei geführt. Die freien Tage kommen ihm gerade recht. «Am ersten und zweiten Weihnachtstag haben wir früher immer die eine, dann die andere Oma besucht. Jetzt ist leider nur noch Oma Elisabeth da. Da wird viel gegessen, getrunken, auch viele Cousins und Cousinen sind da alle zusammen. Da wird auch ein Schwein geschlachtet nach der Weihnachtszeit», verriet der in Pécs geborene Trainer das Urlaubs-Programm. «Aber in der Weihnachtszeit ist nur Ruhe.»
Fast zwei Jahre – so lange ist Dardai bereits als Chefcoach für die Geschicke des Hauptstadtclubs zuständig – hat er seine Verwandtschaft in Ungarn nicht mehr gesehen. «Das ist schon ein komisches Gefühl. Im letzten Jahr war ich sehr kaputt, sehr müde. Ich hatte mich durchgeschleppt, auch den ganzen Sommer: Nationalmannschaft, Hertha, alles. Da brauchte ich eine Pause, wir waren in Dubai», berichtete der 40-Jährige. Es war das allererste Mal, dass Dardais Weihnachten nicht zuhause waren. «Es war schön, aber es fehlte irgendetwas.» Jetzt kann er das Zusammentreffen «kaum erwarten».
Ganz ohne Sport aber geht es im Hause Dardai mit den drei Söhnen auch über den Jahreswechsel nicht ab. An einem Tag zwischen Weihnachten und Silvester findet im Dorf seiner Oma immer ein Hallenfußball-Turnier statt, berichtete das prominenteste Familienmitglied. «Da spiele ich dann nur mit meiner Familie in einer Mannschaft: Papa spielt auch mit, er ist 65 und fit, aber er ist ein schlechter Verlierer. Dazu meine Kinder, dann steht der Onkel auf dem Platz, Cousin, Neffe.»
Die Dardais messen sich mit einer Nachwuchs-Mannschaft aus dem Dorf, einer Altherren-Mannschaft, und einem Männerteam, «das richtig gut ist», betonte Pal. «Da wird auch gequatscht, gut gegessen, alle sind glücklich.» Allerdings hat es für die Familienauswahl, die natürlich in Hertha-Trikots antritt, bislang immer nur für den zweiten Platz gereicht. «Weil wir keinen Torwart haben und es ohne schwierig ist», erzählte Herthas Rekord-Bundesligaspieler mit einem Lächeln. «Aber das ist eine gute Platzierung bei sechs Mannschaften.»
(dpa)