Stockholm – Schlüssig erklären kann Linus Straßer das Geheimnis seiner Stärke in K.o.-Rennen nicht. «Ich habe keine Ahnung», meinte der Skirennfahrer nach Platz drei beim City-Event von Stockholm und seinem dritten Podestplatz in Serie in dieser Disziplin.
«Ich sage immer, das kommt von meinen schnellen Beinen.» Dann grinste der Münchner. Die gute Laune scheint berechtigt, nicht nur wegen der starken Olympia-Generalprobe am Dienstagabend in der schwedischen Hauptstadt. Dank Straßers einmal mehr bewiesener Klasse in Parallel-Slaloms kann der Deutsche Skiverband dem Teamevent zum Abschluss der Winterspiele in Pyeongchang wieder deutlich optimistischer entgegenblicken.
Insgeheim hatte der DSV eine Medaille im Mannschafts-Wettkampf als Ziel – da aber wähnte man noch die Technik-Asse Felix Neureuther und Stefan Luitz im Kader. Weil sich beide die Kreuzbänder rissen und damit für den Saisonhöhepunkt ausfielen, wurden die Träume von Edelmetall jäh gestört. Dank Straßer aber ist wieder Hoffnung da.
«Natürlich macht der Linus bestimmte Optionen möglich, wenn er 100 Prozent seine Form drauf hat», sagte Alpin-Chef Wolfgang Maier der Deutschen Presse-Agentur nach dem Podiumserfolg. «Durch ihn kann man im Teamwettbewerb mit einer ordentlichen Performance rechnen.»
Dass der 25-Jährige just in Parallel-Rennen reüssiert, dafür hat auch Maier keine endgültige Erklärung. «Er kann es einfach», sagte der Sportdirektor. Die Athletik beim Start käme Straßer zugute, außerdem die Torabstände und der kurze Kurs. In Stockholm hatte der Sportler von 1860 München Slalom-Ass Henrik Kristoffersen aus Norwegen und den Schweden Mattias Hargin ausgeschaltet, ehe er im Halbfinale knapp am späteren Überraschungssieger Ramon Zenhäusern aus der Schweiz scheiterte. Im kleinen Finale bezwang er den Schweizer Kombinations-Weltmeister Luca Aerni und feierte sein drittes Weltcup-Podium bei City-Events nach dem Sieg im Vorjahr und Platz drei am Neujahrstag in Oslo.
«Ich mag das», erzählte Straßer. «Mann gegen Mann, Frau gegen Frau, es ist immer knapp, und gut für die Leute zum Zuschauen.» Bei den Damen siegte die Norwegerin Nina Haver-Løseth vor Wendy Holdener – die Schweizerin hatte in den ersten beiden Runden Lena Dürr und Christina Geiger geschlagen. Vor allem das Duell gegen Dürr sorgte im DSV für gemischte Gefühle: Zum einen zeigte die Sportlerin aus Germering einen starken ersten Lauf und war fast drei Zehntelsekunden schneller als die Favoritin. Dann aber konnte sie die gute Leistung nicht bestätigen, zögerte in Durchgang zwei und schied doch aus. Die fehlende Konstanz Dürrs bereitet den Trainern Kopfzerbrechen.
Beim olympischen Teamevent reicht nicht nur ein starker Straßer, mindestens eine Frau muss auch noch liefern. Für das Format mit zwei Männern und zwei Frauen kann ein Verband sechs Athleten melden und von Runde zu Runde über die Besetzung entscheiden. «Mal schauen, wie die Wettkämpfe laufen», sagte Maier. Nur der Parallel-Podiums-Garant Straßer dürfte für die letzte Medaillenentscheidung fix gesetzt sein.
(dpa)