Dank Mülders: «Erfolgreichste DHB-Phase im Damen-Hockey»

Amsterdam – Als Jamilon Mülders nach den Olympischen Spielen 2012 den Bundestrainer-Job übernahm, lag das deutsche Damen-Hockey am Boden.

Während die DHB-Herren unter Erfolgscoach Markus Weise wie in Peking 2008 auch in London die Goldmedaille gewannen, wurden die als Edelmetall-Hoffnung angetretenen Damen enttäuschende Siebte. Folge: Michael Behrmann musste gehen und den Regiestab übergeben. Mülders übernahm und stellt fünf Jahre später zufrieden fest: «Die Leistung ist wieder konstant sichtbar, der Auftrag von 2012 ist erfüllt.»

In der Tat: Bei der EM in Amsterdam stehen die DHB-Damen zum sechsten Mal in Serie bei internationalen Feld-Topturnieren im Halbfinale. Gegner ist dann Belgien, das Endspiel ist drin. Mülders macht aber klar: Es geht nicht nur um das nackte Ergebnis, sondern um die Entwicklung: «Egal, ob wir hier eine Medaille holen oder nicht: Dies ist die erfolgreichste Phase einer deutschen Damen-Auswahl.»

Er gilt als Vater des (zurückgekehrten) Erfolgs, reklamiert diesen aber nicht für sich. Im Gegenteil: Er habe «Top-Mitarbeiter mit überragender Qualität» und Spielerinnen, denen er Vertrauen entgegen bringt, die ihm dieses aber auch zurückgeben. «Die Mädels trainieren wie die Schweine», sagte Mülders in Amsterdam. «Bei Olympia in Rio waren wir athletisch, früher unser großes Problem, mit die Besten.» 2016 gewann sein Team die Bronzemedaille.

Was aber macht der impulsive Berliner anders als der eher als ruhiger Typ bekannte Vorgänger aus Hamburg? «Man muss die Mädels beteiligen, nicht alles vorgeben, nicht alles kontrollieren. Lässt eine sich hängen, schadet sie sich doch selbst. Dann ist sie nicht dabei», betonte der Ex-Nationalspieler, der 2002 den Weltmeistertitel gewann.

Nach dem Olympia-Debakel 2012 leitete er einen radikalen Umbruch ein, der mit dem EM-Triumph 2013 einen unerwartet raschen Erfolg brachte. Mülders aber warnte auch vor Rückschlägen. Die kamen prompt 2014 bei der WM (8.) und der Champions Trophy (7.). «Dieser Knick war wichtig. Da fehlten Struktur im Kader und das Verständnis untereinander.» Jung und Alt hätten daraus gelernt. «Vor der Leidenschaft der noch aktiven Rio-Fahrerinnen ziehe ich den Hut. Die nehmen die anderen toll mit.»

Mit im Schnitt 22,4 Jahren stellt Deutschland das jüngste EM-Team. Denn nach dem Rio-Coup war der nächste tiefe Schnitt fällig. Die starken Torfrauen Kristina Reynolds und Yvonne Frank, die seit zehn Jahren die Nummer eins unter sich ausgemacht hatten, hörten mit der Medaille um den Hals ebenso auf wie Julia Müller und weitere Routiniers.

Das übergeordnete Jahresziel wurde mit dem Lösen des WM-Tickets für London 2018 dennoch souverän geschafft. Dazu reichte bei der World League der unter Mülders schon gewohnte Halbfinal-Einzug. Am Ende waren beide DHB-Teams Zweite. Die Damen gleichauf mit den Herren – das hätten nach Olympia 2012 die wenigsten für möglich gehalten.


(dpa)

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