Hamburg – Dagmar Freitag, Sportausschuss-Vorsitzende des Bundestages, hat den Rücktritt von DFB-Präsident Reinhard Grindel für unvermeidlich gehalten.
«Ich denke, dass nach allem, was in den letzten Tagen und Wochen bekannt geworden ist, blieb kein anderer Weg mehr», sagte die SPD-Politikerin im NDR Info über ihren ehemaligen Ausschuss-Kollegen. «Das Thema Luxusuhr hat das Fass zum Überlaufen gebracht.»
Freitag kritisierte in dem Zusammenhang Grindels Verhalten. «Das Thema Luxusuhren ist ein alltägliches in der internationalen Szene. Man weiß ja, dass Luxusuhren aus unterschiedlichen Motivationen heraus immer mal über die Tische gereicht werden», sagte sie. «Und bei wem da nicht alle Alarmglocken schrillen, der hat da irgendwas nicht verstanden. Es ist ein schlichtes No-Go, so etwas anzunehmen.»
Der 57-jährige Grindel war am 2. Aprilnach Kritik wegen fragwürdiger Zusatzeinkünfte und der Annahme einer teuren Uhr als Geschenk von einem Funktionärskollegen aus Ukraine von seinem Amt als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes zurückgetreten. Vor seiner Wahl zum DFB-Chef war Grindel als CDU-Abgeordneter Mitglied des Sportausschusses im Bundestag und damit Freitags Kollege.
Freitag blickte bei der Diskussion um die Nachfolge an der Spitze des DFB schon auf die EM in fünf Jahren in Deutschland. «Dass wir natürlich einen Deutschen Fußball-Bund mit Blick auf 2024 brauchen, dessen Spitze in der Integrität nicht zu kritisieren ist, ich glaube, das versteht sich von selbst», sagte sie. «Wenn wir international gut da stehen wollen, muss man auf der nationalen Ebene anfangen.»
Ob ein hauptamtlicher Präsident ihrer Meinung nach die bessere Lösung sei, ließ sie offen. «Das ist schwierig von außen zu beurteilen. Diese Diskussionen gibt es in großen Verbänden auf nationaler Ebene immer wieder», sagte die Politikerin. «Wenn das ein hauptamtliches Amt ist, ist das jedenfalls klarer geregelt als mit Verdienstausfall und Aufwandsentschädigung. Das ist ein undurchsichtiges System.»
(dpa)