Berlin – Trotz eines groben Patzers von Mats Hummels bleibt der FC Bayern München zumindest im DFB-Pokal im Titelrennen. Kingsley Coman köpfte die Münchner am Mittwoch im ausverkauften Olympiastadion bei Hertha BSC in der Verlängerung ins Viertelfinale des nationalen Fußball-Cups.
In einem spannenden Pokalfight hatte ein Aussetzer von Hummels, den Davie Selke in der 67. Minute mit dem zwischenzeitlichen 2:2 bestraft hatte, die Gastgeber noch einmal hoffen lassen. Doch Coman (98.) sorgte vor 74.667 Zuschauern für den insgesamt verdienten 3:2 (2:2, 1:1)-Sieg der Bayern. Zuvor hatte Maximilian Mittelstädt den Berliner Bundesligisten erst in Führung gebracht (3.) und Serge Gnabry für den Rekord-Pokalsieger doppelt getroffen (7./49.).
«Wir waren die klar bessere Mannschaft und haben die erste Halbzeit dominiert. Es ist aber immer eine harte Arbeit im Pokal. Unser Ziel ist es, im Finale wieder nach Berlin zu kommen», sagte Münchens Nationalspieler Niklas Süle: «Wir haben das als Team sehr gut gemacht.» Herthas Trainer Pal Dardai resümierte: «Wir sind nicht weiter, deswegen bin ich nicht zufrieden. Beim letzten Tor haben wir naiv verteidigt, aber die Mannschaft kann stolz sein, weil sie gut gekämpft hat. Wir haben gegen ein gutes Bayern München verloren.»
Ein Abtasten gab es nach der Schweigeminute für den wenige Stunden zuvor verstorbenen Ex-Schalke-Manager Rudi Assauer zwischen den Gastgebern und dem 18-maligen Cupgewinner nicht. Gleich beim ersten Bayern-Angriff hätte Schiedsrichter Markus Schmidt auf Elfmeter entscheiden müssen, als der Niederländer Karim Rekik den Neu-Münchner Leon Goretzka am Fuß traf. Der Irrtum konnte nicht aufgeklärt werden, da es erst ab dem Viertelfinale auch im Pokalwettbewerb die Unterstützung eines Videoassistenten gibt.
Nach Gelb für Goretzka wegen angeblicher Schwalbe und dem Freistoß sorgte der junge Mittelstädt im Zusammenspiel mit Routinier Salomon Kalou – beide Profis hatte Dardai nach dem jüngsten 0:1 in der Liga gegen Wolfsburg neu in die Startelf beordert – für das erste Stimmungshoch. Es war das zweite Pokaltor für den 21-Jährigen in dieser Saison. Sven Ulreich, der wie schon beim 1:3 in Leverkusen den am Daumen verletzten Stammkeeper Manuel Neuer vertrat, ließ sich von Mittelstädts Schuss von der Strafraumgrenze überraschen.
Im Training hatte Neuer nochmals mit einer Daumen-Schiene getestet, war auch mit nach Berlin gereist. Doch ein Einsatz kam für den Nationalkeeper noch zu früh gekommen. Nicht in der Startelf stand Thomas Müller, auch Franck Ribery saß zunächst nur auf der Bank.
Die Bayern waren nach der Niederlage in Leverkusen sichtbar gereizt und agierten entsprechend bissig. Angesichts der sieben Punkte Rückstand auf Bundesliga-Spitzenreiter Dortmund schien die Titelchance im Pokal größer. Und die Münchner schlugen schnell zurück, nach einer Eingabe stocherte Robert Lewandowski den Ball zu Gnabry, der freistehend sein Pokal-Premiertor markierte. Der 23 Jahre alte Nationalspieler blieb auch danach neben Goretzka der dynamischste Münchner. Zweimal schloss er noch vor der Pause stark ab, zweimal parierte Hertha-Schlussmann Rune Jarstein hervorragend.
Die Hertha, die seit Jahrzehnten vom Endspiel im eigenen Stadion träumt, versteckte sich nach vier Spielen ohne Niederlage gegen die Bayern keinesfalls und suchte mit schnellen Angriffen ihre Chance – doch nach der Halbzeit drehten die hellwachen Münchner das Spiel. Am Ende einer schönen Kombination mit Lewandowski und James nutzte Gnabry seine Schnelligkeit zum zweiten Treffer.
Die Gäste blieben in den Zweikämpfen entschlossen und ließen so die Berlinern lange Zeit überhaupt nicht mehr in die gefährliche Zone. Doch dann leistete sich Hummels einen Fehler. Eine zu kurze Rückgabe des Nationalspielers nutze der gerade erst eingewechselte Selke und spitzelte den Ball am wieder überraschten Ulreich vorbei.
James vergab neun Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit die beste Bayern-Möglichkeit zum Sieg. Erst in der Verlängerung erzwang der Favorit das 3:2: Nach Vorarbeit von David Alaba und Lewandowski traf Coman aus einem Meter per Kopf. Mittelstädt und Niklas Stark konnten den Franzosen nicht daran hindern.
(dpa)