Frankfurt/Main – Die ehemalige Chefin der IOC-Athletenkommission Claudia Bokel hat den Vorwurf erhoben, im Internationalen Olympischen Komitee wegen ihrer strikten Haltung im russischen Doping-Skandal schikaniert und gemobbt worden zu sein.
Diese Anschuldigung erhob die heutige Präsidentin des Deutschen Fechter-Bundes nach einem Bericht des Branchendienstes «insidethegames» auf einer Anti-Doping-Konferenz in Oslo.
Die frühere Degen-Weltmeisterin hatte vor den Olympischen Spielen 2016 einen kompletten Ausschluss Russlands wegen systematischen Dopings unterstützt. Das IOC unter Führung von Präsident Thomas Bach sprach sich gegen einen Bann des Landes aus und genehmigte nach individueller Prüfung russischen Athleten einen Olympia-Start
Bokel, die von 2012 bis 2016 Vorsitzende der Athletenkommission des IOC war, berichtete, erheblicher Kritik ausgesetzt gewesen zu sein, als sie mit Beckie Scott, der Vorsitzenden der Athletenkommission der Welt-Anti-Doping-Agentur, auf eigene Initiative weltweit Sportler befragten, ob sie für oder gegen einen Ausschluss Russlands seien.
«Eine überwältigende Mehrheit der Athleten sagten ja, Russland sollte aus Rio ausgeschlossen werden», sagte Bokel. Im IOC sei ihr daraufhin vorgehalten worden, «nicht einfach hinausgehen zu können und über Dinge wie den Olympia-Bann Russlands von den Spielen zu diskutieren».
Bokel habe damals entschieden, den auf sie im IOC ausgeübten Druck nicht publik zu machen. «Ich dachte, wenn ich das intern halte, haben wir vielleicht eine Chance, uns durchzusetzen», sagte sie. Unterdessen erhielt sie von Briefen anderer Athleten Kenntnis, die sich für die IOC-Position aussprachen. «Es war wahrscheinlich nur ein Zufall, aber die meisten, die die Briefe geschrieben haben, waren Kandidaten für die IOC-Athletenkommission in Rio», sagte sie.
(dpa)