Chicharito und Co. wollen Deutschland stoppen

Sotschi – Weltmeister zu sein oder nicht Weltmeister zu sein, macht im Fußball einen großen Unterschied.

Vor dem Halbfinale des Confederations Cup an diesem Donnerstag (20.00 Uhr/MESZ/ARD) darf die deutsche Mannschaft in Sotschi jedesmal den schönen Trainingsplatz zwischen dem Olympiastadion und der Strandpromenade nutzen. Gegner Mexiko dagegen bekam nur das staubige Areal an der vierspurigen Hauptstraße zugeteilt. Auf dem Papier also sind die Mexikaner immer noch der Außenseiter, auch wenn ihr Stürmerstar Javier Hernandez, genannt Chicharito, das natürlich ganz anders sieht.

«Wir sind hierher gekommen, um das Turnier zu gewinnen», sagte der Bundesliga-Profi von Bayer Leverkusen in Sotschi. «Es spielt keine Rolle, ob die Deutschen jünger oder schneller sind. Es wird uns gelingen, gegen sie auf Augenhöhe zu spielen. Es ist auch unser Ziel, ins Finale einzuziehen. Wir haben Vertrauen in unser System, in unser Team, in unsere Spieler.»

Mexikos Rekordtorschütze hat in bislang 94 Länderspielen 48 Tore erzielt. Abwehrspieler Rafael Marquez kommt sogar schon auf 139 Einsätze für sein Land. Der langjährige Verteidiger des FC Barcelona war bereits dabei, als Mexiko beim Confed Cup 2005 mit 3:4 nach Verlängerung gegen Deutschland verlor. Allein das zeigt: In dieser Mannschaft steckt deutlich mehr Erfahrung, als sie das junge deutsche Perspektivteam aufbieten kann.

«Das ist schon ein anderes Kaliber als Kamerun oder Australien zuletzt. Sie sind auf dem Niveau von Chile», sagte Bundestrainer Joachim Löw deshalb auch. «Mexiko ist sehr laufstark, technisch sehr stark und hat dazu eine Mentalität, die sehr viel Stolz ausdrückt.»

Chicharito verkörpert jede einzelne dieser Eigenschaften, besonders den Stolz. Seit zwei Jahren spielt er für Bayer Leverkusen, vertraglich ist er bis 2018 an den Bundesliga-Club gebunden. Doch als ehemaliger Profi von Manchester United und Real Madrid lässt er auch regelmäßig durchblicken, sich noch immer auf diesem Niveau zu sehen.

Zu einem möglichen Weggang aus Leverkusen sagte er nichts. Seine Zeit in Deutschland verpackte er dafür in ein paar höflich-distanzierte Worte. «Für mich war diese Zeit bislang sehr nützlich», sagte er. «Die Bundesliga ist eine Kombination aus der englischen Premier League und der spanischen Liga. Für mich war das eine tolle Möglichkeit, mich an einen neuen Spielstil anzupassen.»

Für Hernandez ist der Confed Cup auch eine persönliche Bühne, auf der er sich für einen neuen Club empfehlen will. Für die Mexikaner ist dieses Turnier die Chance, endlich auch einmal einen anderen Titel zu holen, als immer nur die Meisterschaft von Nordamerika, Mittelamerika und der Karibik. «Es würde mir viel bedeuten, den Confed Cup zu gewinnen. Wir haben dafür hart gekämpft», sagte Chicharito.

Das Problem der Mexikaner war bislang bloß: Schon häufig stand ihnen bei großen Turnieren eine deutsche Mannschaft im Weg. 1986 wollten sie im eigenen Land unbedingt Weltmeister werden, bis der deutsche Torwart Toni Schumacher diesen Traum im Elfmeterschießen des Viertelfinals mit zwei gehaltenen Strafstößen zerstörte. Bei der WM 1998 führten die Mexikaner bis zur 76. Minute mit 1:0 gegen Deutschland, ehe dem späteren Bundestrainer Jürgen Klinsmann und dem heutigen Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff noch zwei Tore gelangen.

«Deutschland ist Weltmeister, Deutschland hat eine große Fußball-Geschichte. Aber bei allem Respekt: Diesmal glaube ich, dass Mexiko Favorit ist», sagte der frühere Nationalmannschafts-Torjäger Jared Borgetti der Deutschen Presse-Agentur. «Mexiko hat hier seine besten Spieler dabei. Deutschland nicht.»


(dpa)

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