Leverkusen – Simon Rolfes schien froh, dass er das Spiel noch nicht analysieren musste. Der neue Sportdirektor tritt seinen Dienst bei Bayer Leverkusen erst am Samstag an.
Als er nach dem wenig mitreißenden 1:1 (0:0) in der Europa League gegen Ludogorez Rasgrad am Donnerstag nach einer Einschätzung gefragt wurde, konnte der Ex-Nationalspieler sich darauf berufen. «Noch nicht», sagte er schmunzelnd.
Die Einschätzung von Spiel und Ergebnis fiel auch schwer. Eigentlich bedeutete das 1:1 für Bayer die nächste Enttäuschung, die Qualität des Spiels war es auf jeden Fall. Dass die auf zehn Positionen veränderte B-Elf durch ein Traumtor von Mitchell Weiser (85.) noch einen Punkt rettete, durch das 1:2 des FC Zürich gegen AEK Larnaka Tabellenführer blieb und damit das Weiterkommen in der eigenen Hand hat, war aber positiv.
GEMISCHTE GEFÜHLE: Mittelfeldspieler Julian Baumgartlinger wusste nicht so recht, wie er das Spiel einordnen sollte. «Natürlich haben wir eine Chance vertan», sagte der österreichische Mittelfeldspieler: «Aber ich bin Optimist und sage: Wir haben Platz eins verteidigt.» Auch Trainer Heiko Herrlich hatte gemischte Gefühle. «Leider ist es uns nicht gelungen, das Spiel zu gewinnen», sagte er: «Aber mit dem 1:1 können wir leben. Ein Fußball-Leckerbissen war es freilich nicht.»
GLÜCKSSCHUSS: Insgesamt ist 12-Millionen-Neuzugang Mitchell Weiser bisher eine Enttäuschung bei Bayer Leverkusen. Dafür hat der U21-Europameister schon zum zweiten Mal für einen besonderen Moment gesorgt. Seinen Ausgleich aus spitzem Winkel bezeichnete Herrlich als «Sonntagsschuss» und «Tor des Monats». Schon Weisers zuvor einziges Tor für Bayer in der Bundesliga gegen Dortmund war ein besonders schönes aus 25 Metern gewesen. Das am Donnerstag war aber pures Glück, das gab der 24-Jährige ehrlich zu. «Ich habe versucht, den Ball vors Tor zu bringen. In der Hoffnung, dass noch einer den Kopf drankriegt», sagte der Ex-Herthaner und ergänzte schmunzelnd: «Aber er ist ja auch so reingegangen.»
PECHVOGEL: Für Leverkusens Abwehrspieler Panos Retsos ist die Saison bisher eine Verkettung unglücklicher Umstände. In der Vorbereitung erlitt der 20 Jahre alte Grieche einen Sehnenriss. Ende Oktober meldete er sich fit, musste aber einen Monat auf sein Comeback warten. Und dann war es bereits nach einer halben Stunde wieder beendet. Retsos musste verletzt vom Feld, nach Angaben von Herrlich besteht der Verdacht auf einen Muskelfaserriss.
KEINE FRAGEN: Rasgrads Trainer Antoni Zdrawkow hielt nach dem Spiel die vielleicht kürzeste Pressekonferenz der Europacup-Geschichte ab. Der 54-Jährige, der bis zum Sommer noch die U21-Nationalmannschaft Bulgariens trainiert hatte, machte keine eigenen Ausführungen. Stattdessen eröffnete der Pressesprecher gleich die Fragerunde. Allerdings stellte kein Journalist dem Rasgrad-Coach eine Frage. Der sagte daraufhin nur «okay», stand auf und ging.
(dpa)