Hamburg – Als Gareth Lord zum ersten Mal mit einem Ferrari zu einem Golf-Turnier fuhr, staunten die Kollegen. Bei einem erfolgreichen Profi wäre das Luxusgefährt nichts Besonderes gewesen – aber bei einem Caddie?
Der Engländer hatte zum Comeback seines langjährigen Chefs Henrik Stenson vor drei Jahren einiges beigetragen – von den 20 Millionen Dollar (18,9 Mio Euro) Preisgeld bekam Lord die üblichen zehn Prozent ab: Zwei Millionen Dollar.
In diesem Jahr gewann der Schwede Stenson die British Open und sicherte sich erneut die Jahreswertung der Europa-Tour, was Lords Gehaltskonto einmal mehr gut füllte. Dabei trägt er dem 40 Jahre alten Ausnahmespieler doch nur die Tasche. Nur die Tasche? Mitnichten.
Martin Kaymers Caddie, der Schotte Craig Conelly, beschreibt das besondere Verhältnis so: «Als Spieler-Caddie-Team verbringt man mehr Zeit miteinander als mit einem Partner. Am Tag sind es zwischen sieben und zehn Stunden, da kommt man sich nahe.» Eine der wichtigsten Aufgaben sei es, sich an den Charakter seines Chefs anzupassen. Da gehören Entfernungen berechnen und Schläger sauberhalten zu den einfacheren Aufgaben.
«Man muss ihn unterstützen und im richtigen Moment die richtigen Worte finden, die Psychologie spielt eine große Rolle», sagte der Schotte kürzlich der Zeitung «tz». Wenn das nicht gelinge, komme es schnell zur Scheidung. Wie bei ihm und Kaymer 2011, als der Majorsieger seine Weltranglistenführung einbüßte und Christian Donald engagierte.
Als mit dem neuen, stillen Begleiter die Erfolge ausblieben, holte Kaymer 2012 den stets gut aufgelegten Connelly wieder an seine Seite. Zwei Jahre später wurde der Schotte als «Caddie des Jahres» ausgezeichnet – zusammen mit dem Rheinländer hatte er bei der Players Championship, den US Open und im Ryder Cup triumphiert. «Ich bin glücklich, mit Martin zu arbeiten. Er ist sehr umgänglich und übernimmt die Verantwortung für seine Entscheidungen und versucht nicht, mir die Schuld in die Schuhe zu schieben», erzählt er. Auch privat gehen die Zwei auf den Platz – Conellys bestes Handicap lag einmal bei 4.
Ganz so harmonisch ging es nach der Trennung von Tiger Woods und Steve Williams nicht zu. Der Neuseeländer begleitete den US-Golfer bei 13 seiner 14 Majorsiege und wurde gut entlohnt. In seinem Buch über Woods warf der millionenschwere Caddie ihm später vor, ihn wie einen Sklaven behandelt zu haben. In der Szene kam die Kritik nicht gut an. Woods schwieg dazu.
So gut wie die Caddies der Stars verdienen lange nicht alle. Manche gehen für das stundenlange Tragen des 20-Kilo-Bags nur mit unregelmäßigen Einnahmen nach Hause. Im vergangenen Jahr versuchten die Begleiter der Sportler, mehr Geld von der US-PGA-Tour für eine feste Renten- und Krankenversorgung zu bekommen. Immerhin tragen sie bei den hoch dotierten Turnieren die Logos der Sponsoren. Darauf wollte sich die Tour aber nicht einlassen.
(dpa)