BVB-Star Marco Reus will Titelfluch besiegen

Berlin – Kaum öffnet sich die Tür zum Flughafen, steigt der Geräuschpegel. Wie ein Popstar wird Marco Reus vornehmlich von weiblichen Fans auf den vielen Reisen seines Vereins empfangen. Bei fast jedem Europapokal-Spiel der Dortmunder wiederholt sich das Ritual.

Während andere hochdekorierte Mannschaftskollegen mehr oder weniger unbemerkt den Mannschaftsbus erreichen, schreibt der Angreifer fleißig Autogramme. Er ist neben Pierre-Emerick Aubameyang der größte Star der Borussia – einen Titel aber hat er noch nie gewonnen.

Bereits viermal bot sich ihm die Chance, eine Trophäe in Händen zu halten. Doch sowohl im Champions-League-Finale von 2013 gegen den FC Bayern als auch in den Pokal-Endspielen 2014, 2015 und 2016 ging sein Team leer aus. Das Urteil von Weltmeister und Kolumnist Lothar Matthäus nach dem verlorenen Elfmeterschießen im vergangenen Jahr gegen die Münchner fiel hart aus: «Marco steht symbolisch für das Scheitern kurz vor dem großen Ziel.»

Es passt ins Bild, dass Reus auch die Meisterschaft bereits dreimal auf Rang zwei beendete. Doch wenige Tage vor seinem 28. Geburtstag startet der Nationalspieler einen neuen Versuch, seine sportliche Vita mit einem Titelgewinn zu veredeln. «Ich freue mich tierisch auf das Spiel und bin unglaublich optimistisch. Wir haben in diesem Jahr viele negative Sachen erlebt und sind trotzdem immer rausgekommen. Wir haben es verdient, hier zu spielen», sagte er vor dem Pokal-Showdown am Samstag (20.00 Uhr) gegen Eintracht Frankfurt.

Nicht nur die erfolglosen Finalteilnahmen trugen ihm den Ruf ein, «unvollendet» zu sein. Gleich zweimal musste er kurz vor einem großen Turnier mit der Nationalmannschaft verletzt passen. Besonders schmerzlich war der Verzicht auf die Fußball-WM 2014 in Brasilien. Im letzten Testspiel vor dem Abflug kam das Aus. Zwei Jahre später wurde er zum Bedauern von Bundestrainer Joachim Löw wegen einer hartnäckigen Blessur aus dem Kader für die EM in Frankreich gestrichen.

Schmerzlich wie diese Rückschläge für Reus auch waren, haben sie ihm nach Meinung von Thomas Tuchel in seiner Entwicklung geholfen. «Er hat wahnsinnig an Persönlichkeit gewonnen, er ist selbstbewusst und traut sich alles zu. Er hat eine große Stärke entwickelt», kommentierte der BVB-Coach das imposante Comeback seines Angreifers. Nach sechswöchigen Abwesenheit traf er Mitte April bereits in der zweiten Spielminute ins Tor – gegen Eintracht Frankfurt.

Ein ähnlicher Coup gegen die Hessen am Samstag in Berlin könnte helfen, seinen Titelfluch zu überwinden. Von der Meinung, dass der BVB erstmals in den vergangenen Jahren als Favorit in ein Endspiel geht, hält Reus wenig. «Das ist in solch einem Spiel völlig egal, es wird auf Kleinigkeiten ankommen. Die Eintracht wird uns alles abverlangen.»

Und doch sieht er sein Team im Vorteil: «Frankfurt hat in den letzten Wochen keinen guten Fußball gezeigt. Da ist es nicht so einfach, von jetzt auf gleich den Schalter umzulegen.» Ein weiteres Plus: «Wir haben schon ein paar Finals gespielt – das müssen wir am Samstag auf dem Platz zeigen.»


(dpa)

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