Bundestrainer Löw startet «Phase 2» mit Nachzügler Werner

Herzogenaurach – Nach dem Umzug von Kopenhagen nach Franken startet der Bundestrainer «Phase 2» der kurzen Vorbereitung der deutschen Nationalmannschaft auf den Confederations Cup in Russland.

Im Trainingsanzug und mit Sonnenbrille stieg Joachim Löw als Erster lässig die Gangway des DFB-Charterfliegers hinab und verschwand gefolgt von seinen Spielern im Mannschaftsbus. «Die Prämisse ist, dass wir uns als Mannschaft weiter finden», sagte der Kölner Jonas Hector zu den anstehenden Arbeitsschwerpunkten nach der Ankunft im neuen Quartier des Weltmeisters in Herzogenaurach.

Die Zeit ist knapp und kostbar. Schon am Samstag steht in dem bei weitem nicht ausverkauften Nürnberger Stadion das WM-Qualifikationsspiel gegen den Fußballzwerg San Marino auf dem Programm. «Das werden wir gewinnen», weiß der Bundestrainer, für den die Fortschritte im Zusammenwachsen seines neuformierten Kaders für das anstehende Turnier in Russland mehr im Vordergrund stehen wird als die Höhe des Ergebnisses. Im Teamhotel stieß kurz nach dem Einchecken des DFB-Trosses auch der Leipziger Timo Werner zur Mannschaft. Der Angreifer hatte wegen eines Magen-Darm-Infektes den Dänemark-Trip absagen müssen und komplettiert nun den deutschen 22-Mann-Kader.

8:0 endete im November 2016 das Hinspiel in San Marino, als auch etliche in diesem Turniersommer pausierende Leistungsträger wie Mats Hummels, Thomas Müller, Sami Khedira, Mario Götze oder Mario Gomez auf dem Platz standen. Auch im Heimspiel sollen die Fans vom jungen Confed-Cup-Team um Kapitän Julian Draxler mit möglichst vielen Toren verwöhnt werden. «Wir sind zuversichtlich, dass es auch gegen San Marino attraktiv wird», äußerte Teammanager Oliver Bierhoff.

Der sportliche Wert des Punktspiels gegen die Nummer 204 der FIFA-Weltrangliste wird sich wieder in überschaubaren Grenzen halten. Trotzdem soll die Partie Löw weitere Erkenntnisse bringen. Und als letzter Neuling könnte auch der Leipziger Diego Demme sein Debüt feiern. Die Partie dient auf jeden Fall der Deutschen Sporthilfe. Die Stiftung, die gerade ihr 50-jähriges Jubiläum feiert und deutsche Spitzensportler finanziell unterstützt, wird drei Euro von jedem verkauften Eintrittsticket erhalten.

Der DFB hofft, dass doch noch etwas mehr als 30 000 Zuschauer die Light-Version des Weltmeisters sehen wollen. Bierhoff warb beim DFB-Ausrüster Adidas gemeinsam mit den Olympiasiegern Felix Loch (Rodeln) und Max Müller (Hockey) intensiv für das Live-Erlebnis und für mehr Unterstützung für die vielen Sportarten im Schatten des so dominanten Fußballs. «Wir können symbolisch zeigen, dass wir den ganzen deutschen Sport unterstützen – und auch wirtschaftlich», sagte Bierhoff zum Doppelpass zwischen DFB und Sporthilfe.

Als Förderer von Talenten tritt Löw in diesem Sommer auf. Der Bundestrainer muss die wenigen Übungseinheiten bis zum Confed Cup (17. Juni bis 2. Juli) dazu nutzen, um nach dem ermutigenden 1:1 beim ersten Test in Dänemark Automatismen einzuschleifen. «In der ersten Woche können wir schon ein bisschen was tun», betonte Löw.

Die vielen jungen Spieler und Nationalelf-Neulinge sind mit großem Eifer bei der Sache. «Wir freuen uns auf die Trainingseinheiten, um uns besser kennenzulernen», berichtete Hector. Dabei geht es nicht um das ABC des Fußballs, sondern um Harmonie und einstudierte Abläufe. «Kicken können schließlich alle», sagte Hector, mit 28 Länderspielen der erfahrenste Akteur im DFB-Aufgebot nach Kapitän Draxler (29).

«Wir werden die Zeit nutzen, dann entwickelt sich das schon», meinte der Schalker Leon Goretzka. Löw will «auf der guten Basis» des ersten Probelaufes in Dänemark aufbauen. Das Spielverständnis soll sich von Tag zu Tag verbessern. «Klar, bei den Feinheiten im letzten Platz gab es noch Abstimmungsprobleme», bemerkte Mittelstürmer Sandro Wagner. «Da müssen wir uns jetzt im Training finden.» Die gemeinsame Zeit in Kopenhagen hat auch dem weiteren Kennenlernen der Spieler abseits des Platzes gut getan. «Die Chemie passt», erklärte Torwart Kevin Trapp.

Dass im Nürnberger Stadion nicht alle 44 000 Sitzplätze besetzt sein werden, begründete Bierhoff auch mit dem Kontrahenten. «San Marino ist nicht der attraktivste Gegner», sagte der Manager. Dennoch hat auch der DFB registriert, dass bei Heim-Länderspielen immer häufiger viele Plätze frei bleiben. Im Verband wurde darum eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Spiele auch in kleineren Stadien könnten eine Lösung sein. «Wir beobachten das, wir machen uns Gedanken», erklärte Bierhoff.

Die mögliche deutsche Aufstellung:

Leno – Henrichs, Kimmich, Mustafi, Plattenhardt – Demme – Brandt, Goretzka, Draxler, Younes – Werner


(dpa)

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