Breitenreiter vor dem Aus – Heldt: «Erst intern besprechen»

Hannover – Horst Heldt mochte und konnte noch nicht verkünden, was wohl unausweichlich ist. So schritt der Manager von Hannover 96 am Samstag durch die Katakomben des Dortmunder Fußball-Stadions und wiederholte in Bezug auf die Zukunft von Trainer André Breitenreiter gebetsmühlenartig immer dasselbe.

«Wir werden das erst intern besprechen. Sie können nicht von mir erwarten, dass ich jetzt Klarheit schaffe. Das ist nicht möglich», sagte der 49-Jährige nach dem 1:5 beim Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Dortmund.

Es schien zu diesem Zeitpunkt nur noch eine Frage von Stunden, bis der Tabellen-Vorletzte die Trennung vom Aufstiegstrainer verkündet. Erst müsse er sich mit den beiden Geschäftsführern, dem nicht nach Dortmund gereisten Clubchef Martin Kind sowie Björn Bremer, und den Gremien «austauschen», sagte Heldt. Auch Altkanzler Gerhard Schröder als Aufsichtsratschef muss sicher zustimmen. «Wenn es eine Entscheidung gibt, werden wir die bekanntgeben. Ich bitte um ein bisschen Geduld. Dann werden wir Klarheit schaffen, wenn wir Klarheit gefunden haben.»

Spätestens nach dem blutleeren Auftritt beim 0:1 gegen Bremen zum Rückrundenauftakt war Breitenreiter, der das Amt im März 2017 übernahm, ein Trainer auf Abruf. Und auch wenn sich seine Elf eine Stunde lang mit dem BVB «auf Augenhöhe» (Breitenreiter) und als mutig agierende Einheit präsentierte, fehlen angesichts der schlechtesten Zwischenbilanz der Clubgeschichte (elf Punkte nach 19 Spielen) letztlich sportliche Argumente für ein «Weiter so» – mal abgesehen von den atmosphärischen Störungen beim Führungstrio Kind, Heldt und Breitenreiter.

Nach Achraf Hakimis Tor (24. Minute) für den in Hälfte eins nicht überzeugenden BVB retteten sich die Niedersachsen noch mit dem knappen 0:1 in die Pause. Danach aber brach das Unheil durch Treffer von Marco Reus (60.), Mario Götze (63.) und Raphael Guerreiro (67.) innerhalb von sieben Minuten über die 96er herein. «Spätestens mit dem dritten Tor war die Partie gegessen. Wir haben sicher gegen eine starke Mannschaft gespielt, die vielleicht der kommende Meister ist», analysierte der Manager, und konstatierte, dass die Mannschaft «gewollt und alles versucht» habe: «Am Ende aber dauert ein Spiel 90 Minuten. Und wir haben in der ersten Hälfte ein Tor, in der zweiten vier Tore bekommen. Das ist dann einfach zu viel. »

Das 1:4 durch Marvin Bakalorz (86.) und das 1:5 von Axel Witsel (90.) änderten nichts mehr an den ungleichen Kräfteverhältnissen. «Am Ende sind wir ein Stück weit unter die Räder gekommen. Wir machen zu viele individuelle Fehler, da kann der Trainer nichts für», sagte Michael Esser. Doch auch der eher schüchterne Versuch des Torhüters, den Coach in Schutz zu nehmen, wird diesen wohl kaum vor dem Jobverlust bewahren. Breitenreiter weiß das und flüchtete sich in die üblichen Floskeln: «Der Fokus lag auf dem Spiel. Alles andere werden wir in den kommenden Tagen sehen. Wir brauchen eine klare Ansage, was jetzt Trumpf ist.»

Wenn nicht alles täuscht, sollte er diese bereits am Sonntag bekommen. Längst werden mögliche Nachfolger gehandelt. Heißeste Kandidaten sind derzeit der Österreicher Peter Stöger und Thomas Doll, genannt werden auch Felix Magath oder Stefan Effenberg. Namen freilich kommentierte Heldt vor der Partie am Freitag gegen Leipzig und dem Abstiegsgipfel gegen Schlusslicht Nürnberg eine Woche später nicht. «Wir haben jetzt zwei Heimspiele und müssen versuchen, aus der Situation das Beste für 96 zu machen.»


(dpa)

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