Bierhoff als «Super-Minister»: DFB gibt sich neue Struktur

Frankfurt/Main – Ein DFB-Präsident ist zurückgetreten, ein Generalsekretär musste gehen. Die finanziellen Folgen sind noch immer nicht abzusehen, der Vertrauensverlust ist immens. Die vor zwei Jahre enthüllte WM-Affäre hat den Deutschen Fußball-Bund schwer belastet.

Auch, aber nicht nur deshalb will sich der größte Sportfachverband der Welt jetzt eine neue Struktur verordnen. Das Konzept soll an diesem Freitag bei einer Präsidiumssitzung beschlossen werden. Einer der größten Profiteure ist der bisherige Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff. Er soll der neue «Super-Minister» des DFB werden, wie der «Kicker» am Donnerstag titelte.

Die Reform der Frankfurter Verbandszentrale sieht vor allem eine Straffung der Organisation vor: Künftig soll es unterhalb des Generalsekretärs Friedrich Curtius nur noch vier statt bislang sieben Direktionen geben und Bierhoff dabei den Bereich «Elite Fußball» verantworten. Darunter fallen die Nationalmannschaften und alles, was mit der «Entwicklung» des Fußballs zu tun hat: die geplante DFB-Akademie oder die Auswahl der Junioren-Trainer zum Beispiel.

«Wir wollen in Zukunft nur noch eine Verantwortlichkeit im Spitzensportbereich haben und nicht mehr Jour fixes mit vier verschiedenen Leuten abhalten», sagte Curtius, der die treibende Kraft hinter dem neuen Konzept mit dem Namen «Umschaltspiel» ist.

Bislang leistete sich der DFB ein Nebeneinander mehrerer Kompetenzen. Es gibt Bierhoff, der seit 2004 die Nationalmannschaft managt. Und es gibt seit 2006 einen Sportdirektor, dessen Besetzung ständig wechselte. Künftig soll Bierhoff allein an der Spitze des Leistungssportbereichs stehen und eine Direktion leiten, die auf drei verschiedenen Säulen steht: der DFB-Akademie, dem Management der beiden Männer- und Frauen-Nationalteams sowie einer «Sportlichen Leitung Nationalmannschaften», die unter anderem für die U21- oder U19-Auswahl zuständig ist. Den Posten des bisherigen Sportdirektors soll es in Zukunft also nicht mehr geben. Wohl aber jemanden, der einen Großteil seines bisherigen Aufgabenbereiches übernimmt.

Für den früheren Nationalstürmer Bierhoff bedeutet dies eine Stärkung und Schwächung seiner bisherigen Position zugleich. Auf der einen Seite gewinnt er innerhalb des Verbandes deutlich an Macht. Auf der anderen Seite soll die Nationalmannschaft aber wieder stärker in die Strukturen des DFB eingebunden werden. Bislang führte das Weltmeister-Team dort weitgehend ein Eigenleben. «Wie ein eigener Planet», schrieb die «Süddeutsche Zeitung» einmal dazu.

Neben dem Bereich «Elite Fußball» soll es ab 2018 noch drei weitere DFB-Direktionen geben: eine für Vereine, Verbände und Ligen, eine für Finanzen und interne Dienste sowie eine für Fans, Öffentlichkeitsarbeit und gesellschaftliche Verantwortung.

Der Deutsche Fußball-Bund sah sich durch eine Mischung aus äußerem und inneren Druck zu dieser Reform gezwungen. Die noch immer nicht aufgeklärte WM-Affäre war letztlich der Auslöser. Über mehrere Monate hatte der 2015 zurückgetretene DFB-Präsident Wolfgang Niersbach einst versucht, den Skandal am eigenen Verband vorbei zu vertuschen. Das Wachstum des DFB ist ein weiterer Grund. «2006 hatten wir noch 100 Mitarbeiter, 2016 waren es schon 300. 2006 lag unser Umsatz noch bei 80 Millionen Euro, 2016 schon bei 300 Millionen», erklärte Curtius.

Hinzu kam aber noch das verheerende Ergebnis einer internen Befragung, die die Unternehmensberatung McKinsey durchführte und über die die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» und der «Kicker» bereits Ende September berichteten. Danach prangerten die Mitarbeiter unter anderem Führungsschwächen, fehlende Strategien und komplizierte Entscheidungswege innerhalb des DFB an. «Jetzt wollen wir für Klarheit und klare Führungsstrukturen sorgen», sagte Curtius.


(dpa)

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