Kontiolahti – Auf den Biathlon-Sport rollt womöglich ein Dopingskandal zu. «Ich weiß ganz sicher, dass weitere russische Dopingfälle auftauchen werden», sagte James E. Carrabre, einer der Vize-Präsidenten des Biathlon-Weltverbandes, dem ZDF am Rande des Weltcups in Kontiolahti.
Dies, sagte der für die medizinischen Belange im Weltverband zuständige Kanadier, habe er im Zuge der Diskussionen um das Saisonfinales im russischen Tjumen im Vorstand zu Bedenken gegeben und sich gegen eine Austragung ausgesprochen. Trotzdem habe eine Mehrheit für den Weltcup in Tjumen gestimmt.
Dass das Weltcup-Finale vom 22. bis 25. März in Westsibirien stattfindet, sei «ein Schlag in das Gesicht für alle, die für sauberen Sport und faire Wettbewerbe eintreten», sagte Athletensprecher Lowell Bailey (USA) dem ZDF. Laut Bailey seien Athleten aus der ganzen Welt zu ihm gekommen, die sich gegen Tjumen ausgesprochen hätten. 30 bis 40 Biathleten hätten auch Briefe an den Weltverband geschrieben. «Aber das hat die IBU verschwiegen», sagte der Einzel-Weltmeister von 2017.
Die Amerikaner boykottieren genau wie die Kanadier und Tschechen das Saison-Finale. Auch der schwedische Staffel-Olympiasieger Sebastian Samuelsson und der Slowake Klemen Bauer starten dort nicht. Nach Enthüllungen über mutmaßliches Staatsdoping bei den Winterspielen in Sotschi 2014 waren Russland hingegen andere Wettbewerbe entzogen worden. Bei den Winterspielen in Pyeongchang war nur vier russische Skijäger am Start gewesen.
(dpa)