Pittsburgh – Für Tom Kühnhackl ging 2016 sportlich so ziemlich jeder Wunsch in Erfüllung. «Ja, dieses Jahr hätte nicht besser laufen können», sagte der Sohn der Eishockey-Legende Erich Kühnhackl kürzlich im Interview der «Eishockey-News».
Das Fachmagazin kürte den Profi der Pittsburgh Penguins zum «Mann des Jahres». Das Traumjahr begann mit der Berufung in das NHL-Team der Penguins mit den Weltstars Sidney Crosby und Jewgeni Malkin. Nur wenige Monate nach seinem ersten Spiel in der weltbesten Liga gewann der Nationalstürmer auf Anhieb den Stanley Cup, die begehrteste Trophäe der Welt in dieser Sportart. Damit nicht genug: Anfang September schoss Kühnhackl im Dress des Nationalteams das entscheidende Tor zur Rückkehr zu Olympia.
Dabei hatte Kühnhackl vor einem Jahr kaum jemand auf der Rechnung. Bis Anfang Januar 2016 spielte er noch in der zweitklassigen American Hockey League bei den Wilkes-Barre/Scranton Penguins, dem Farmteam der Penguins. Dann kam der sogenannte «Callup», der Anruf des gerade inthronisierten Pittsburgh-Trainers Mike Sullivan, und die Karriere des 24-Jährigen nahm Schwung auf.
Plötzlich war alles anders. «Da kam ich in die Kabine und habe gesehen, dass ich direkt neben Crosby sitze. Da habe ich mir auch nur gedacht: Oh, oh. Reiß dich jetzt bloß zusammen und mach nix falsch», erklärte Kühnhackl. Falsch machte er wenig. Am 9. Januar folgte das NHL-Debüt bei den Montreal Canadiens (3:1), am 20. Februar gelang ihm sein erster Treffer beim 2:4 gegen die Tampa Bay Lightning.
«Ich wollte einfach nur NHL spielen. Ich hätte dafür alles getan», sagte Kühnhackl. 42 Einsätze (fünf Tore und zehn Vorlagen) waren es in der seiner ersten regulären Spielzeit. In den Playoffs kamen nochmals 24 Spiele mit zwei Treffern und drei Assists dazu.
Am Ende stand der Titel, als dritter Deutscher nach Uwe Krupp (1996) und Dennis Seidenberg (2011). «Der Stanley-Cup ist der ultimative Preis. Es wird dauern, das zu realisieren. Vielleicht gelingt es mir, wenn ich mal im Ruhestand bin und zurückblicken kann», sagte Kühnhackl.
Der nächste Coup gelang ihm bei der Olympia-Qualifikation in Lettland. Nach seinem Debüt Ende August gegen Frankreich schoss er im entscheidenden Match gegen den Gastgeber fünf Minuten vor Schluss den Siegtreffer zum 3:2. «Ich glaube, es geht nicht besser. Heute war noch mal das i-Tüpfelchen», meinte der Jungstar.
Für Bundestrainer Marco Sturm ist Kühnhackl bereits ein wichtiger Leistungsträger im DEB-Team. «Er macht einfach die Kleinigkeiten richtig. Auf ihn kann man sich verlassen. Er kämpft für die Mannschaft. Man kann ihn in Unterzahl und Überzahl immer bringen», analysierte der frühere NHL-Profi. Nur wenn die Penguins früh aus den Playoffs ausscheiden, könnte der 1,89 Meter große Profi für die Heim-WM im Mai ein Thema werden.
Aber auch kleine Rückschläge musste Kühnhackl in der neuen NHL-Saison hinnehmen. Neben Verletzungen ist für ihn hin und wieder auch mal kein Platz im starken Penguins-Kader. «Wenn alle fit sind, ist es nicht leicht, ins Team zu kommen. Das ist für mich mehr Motivation, härter an mir zu arbeiten. Mich spornt das eher an», erklärte er.
Vater Erich beobachtet den Werdegang seines Sohnes genau. «Toll, wie er sich gemacht hat», lobte Deutschlands Eishockeyspieler des vergangenen Jahrhunderts. «Früher hat man gesagt: Das ist der Sohn vom Erich. Jetzt sagt man halt: Das ist der Vater vom Tom», witzelte Kühnhackl senior.
(dpa)