Lissabon – Die beeindruckende Erfolgsserie von Eintracht Frankfurt in der Europa League hat ein bitteres Ende gefunden.
Nach zehn mitunter furiosen Spielen ohne Niederlage im Wettbewerb verlor der lange dezimierte DFB-Pokalsieger im Viertelfinal-Hinspiel beim portugiesischen Rekordmeister Benfica Lissabon 2:4 (1:2) und droht damit auszuscheiden.
Benficas überragender Jungstar Joao Felix mit einem Dreierpack (21./Foulelfmeter, 43., 53. Minute) und Ruben Dias (50.) nutzten die Überzahl der Hausherren, nachdem Frankfurts Abwehrspieler Evan Ndicka bereits nach 20 Minuten wegen einer Notbremse die Rote Karte gesehen hatte. Doch die Hoffnung bleibt: Luka Jovic (40.) und Goncalo Paciencia (72.) erzielten vor 54.175 Zuschauern wichtige Auswärtstore für den im 16. Pflichtspiel des Jahres erstmals unterlegenen Bundesligisten. So ist das Weiterkommen im Rückspiel in einer Woche vor heimischer Kulisse durchaus noch möglich.
«70 Minuten in Unterzahl auf dem Niveau ist nicht einfach. Ich muss den Jungs ein Kompliment machen. Sie sind immer wieder zurückgekommen und haben sich aufgerafft», sagte Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic bei RTL und fügte hinzu: «Ich bin sehr zuversichtlich für das Rückspiel.» Mittelfeldspieler Sebastian Rode versprach: «Nächste Woche wird die Commerzbank-Arena brennen. 2:4 ist eine gute Ausgangsposition.»
Vorausgegangen war ein hochklassiges Spiel. Kein Abtasten, kein Mittelfeldgeplänkel – beide Teams suchten den direkten Weg zum Tor und lieferten sich phasenweise einen offenen Schlagabtausch mit vielen Torchancen. Die frühe Rote Karte erwies sich aber als zu großes Manko für die Eintracht.
Den besseren Start erwischten dabei die Frankfurter. Nach einem Stellungsfehler von Jardel war Jovic frei durch, doch die Benfica-Verteidigung konnte im letzten Moment noch klären (5.). Bei der anschließenden Ecke setzte David Abraham einen Kopfball neben das Tor. Die Gastgeber benötigten eine gute Viertelstunde, um ihr eigenes Spiel zu ordnen. Dies nahm Youngster Joao Felix selbst in die Hand. Das 19 Jahre alte Supertalent mit einem Marktwert von über 100 Millionen Euro war Dreh- und Angelpunkt im Spiel des Rekordmeisters.
Warum die Top-Clubs Europas hinter ihm her sind, zeigte Joao Felix in der 20. Minute, als er Gedson Fernandes mit einem Traumpass in Szene setzte. Dieser konnte von N’Dicka nur noch per Foul gestoppt werden. Eine Rote Karte samt Elfmeter waren die Folge, Joao Felix ließ sich die Chance zur Führung nicht nehmen und verwandelte eiskalt.
Als ob es die Rote Karte nie gegeben hätte, spielte die Eintracht weiter leidenschaftlich nach vorn. Viel lief wieder über die linke Seite mit dem seit Wochen überragenden Filip Kostic sowie Kroatiens WM-Star Ante Rebic. Letzterer versuchte es zunächst mit einem Schuss, der aber abgeblockt wurde (39.). Eine Minute später sah Rebic den besser postierten Jovic, der gegen seinen Ex-Club eiskalt traf. Jovic gehört de facto noch Benfica, die Eintracht besitzt aber eine festgeschriebene Kaufoption und wird diese auch ziehen.
Der Jubel der 3200 mitgereisten Frankfurter Fans hielt nur wenige Zeigerumdrehungen, denn Joao Felix düpierte Kevin Trapp mit einem 20-Meter-Schuss, der nicht unhaltbar erschien. Und es ging fulminant weiter: Franco Cervi vergab zwei weitere gute Chancen des portugiesischen Tabellenführers (45. und 45.+1). Auf der Gegenseite traf Kostic nach einem Freistoß – allerdings entschied der englische Schiedsrichter Anthony Taylor auf Abseits.
Umso bitterer, dass es für die Eintracht gleich zu Beginn des zweiten Durchgangs die nächsten Tiefschläge gab. Natürlich durch Joao Felix. Erst verlängerte der Jungstar eine Ecke auf Ruben Dias, der nur noch eindrücken musste, dann markierte er selbst den vierten Treffer. Damit stieg er zum jüngsten Spieler in der Europa-League-Historie auf, dem drei Treffer in einem Spiel gelangen. Der Ex-Frankfurter Haris Seferovic hätte den Benfica-Sieg noch höher gestalten können (69.), stattdessen schlug die Eintracht durch Pacienca zurück.
(dpa)