Bejubelt und umstritten: Kroatiens Fußball-Legende Suker

Moskau – Wieder und wieder hat Davor Suker bei der Fußball-Weltmeisterschaft darauf antworten müssen: Kann Kroatien den dritten Platz schaffen, wie einst seine goldene Generation 1998? Oder gar den Pokal holen?

Immer drängender werden nun die Fragen, bevor die Mannschaft um Kapitän Luka Modric am Mittwochabend in Moskau gegen England um den Einzug ins Finale spielt. Suker winkt erst lachend ab, stellt sich dann aber gerne einem Interview nach dem anderen. Mal in seiner Heimatsprache, mal auf Spanisch, mal auf Englisch.

«Hoffentlich», sagt der einstige Stürmerstar und heutige Präsident des kroatische Fußball-Verbandes HNS, könne das Team noch mehr erreichen als seine Mannschaft vor 20 Jahren. «Aber wir haben jetzt erstmal ein kompliziertes Spiel gegen England. Unsere Spieler und unser Trainer machen mich zuversichtlich. Ich sehe, dass sie sehr fokussiert sind und sehr gut spielen», sagt Suker. «Wenn wir das nicht wären, lägen wir längst an einem Strand an der Adria.»

Der 50-Jährige ist eine Legende des kroatischen und so etwas wie ein Weltmann des internationalen Fußballs. Einst Profi bei Dinamo Zagreb, beim FC Sevilla, bei Real Madrid, beim FC Arsenal, bei West Ham United und – von 2001 bis 2003 sogar bei 1860 München zum Ausklang seiner Karriere. Aber der frühere Nationalspieler mit 45 Toren in 69 Länderspielen ist auch eine zutiefst umstrittene Figur.

Kroatiens WM-Team steckt in einer ähnlichen Lage wie 2006 Italien. Damals lastete der Manipulationsskandal um Rekordmeister Juventus Turin auf der Mannschaft, die dann im WM-Finale über Frankreich triumphierte. In Osijek standen in einem Korruptionsprozess die Brüder Zoran und Zdravko Mamic vor Gericht, letzterer langjähriger Präsident von Serienmeister Dinamo Zagreb und Vizechef des HNS. Sie sollen 17 Millionen Euro aus Transfers veruntreut haben. Beide erhielten mehrjährige Haftstrafen. Zdravko Mamic setzte sich vor der Urteilsverkündung nach Bosnien-Herzegowina ab, wurde dort gefasst und will sich gegen eine Auslieferung wehren.

WM-Star Luka Modric war als Zeuge in dem Prozess verhört worden und wurde anschließend wegen Falschaussage angeklagt. Jetzt hat der Mittelfeldspieler von Real Madrid ein Verfahren am Hals, auch ihm droht eine Gefängnisstrafe.

Alle wesentlichen Figuren im kroatischen Fußball gelten als Männer von Zdravko Mamics Gnaden – auch Suker. Er sei das «Produkt von Mamic als Verbandspräsident», den dieser als «Instrument» eingesetzt habe, schrieb das Portal net.hr vor der WM. Verbandsdirektor Damir Vrbanovic wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt – das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Nach Angaben der Boulevardzeitung «24sata» sagte Vrbanovic: «Lasst doch Mamic und den Prozess in Ruhe, feiert lieber diese Spieler.»

Auch Suker sonnt sich in Russland in den Erfolgen seiner Auswahl. Der Deutsche Fußball-Bund hofft übrigens auf Unterstützung durch den umstrittenen Funktionär im Duell um die Vergabe der Europameisterschaft 2024. Das Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA) entscheidet am 27. September zwischen Deutschland und der Türkei – in diesem Gremium sitzt auch der kroatische Verbandsboss.


(dpa)

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