Brisbane – Boris Becker lässt keine Zweifel. «Ich bin es sicher nicht.» Er werde nicht der neue Trainer von Alexander Zverev, stellt die deutsche Tennis-Ikone klar.
Zwar müsse der aktuell beste deutsche Tennisspieler für den schwierigen Weg aus der sportlichen Krise auf einen neuen Trainer setzen. Er selbst aber komme dafür nicht infrage, sagte der dreimalige Wimbledonsieger in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».
Nach den erschreckenden Auftritten von Zverev beim ATP Cup in Brisbane war die Trainer-Frage wieder aufgekommen und auch Becker dabei natürlich wieder als Kandidat gefragt. Der 52-Jährige hatte beim neuen Nationen-Wettbewerb aus nächster Nähe mit angesehen, wie katastrophal der Weltranglisten-Siebte in die neue Saison startete.
Als Teamkapitän saß Becker auf der Bank, das hatte sich die deutsche Nummer eins so gewünscht. Doch dann hatte auch Becker nicht den Eindruck erweckt, als erreiche er den 22-Jährigen. «Er ist irgendwo in einem dunklen Zimmer gefangen und sucht den Lichtschalter», sagte er. «Er muss erkennen, dass er auf der falschen Straße ist.»
In Brisbane hinterließ Zverev mit drei Niederlagen in drei Partien und vor allem mit der Art und Weise seines Auftretens knapp zwei Wochen vor den Australian Open in Melbourne ein erschreckendes Bild.
«Wenn die Leidenschaft nicht da ist, muss man nicht Tennis spielen», sagte Becker im ZDF. Schon in den vergangenen Jahren war immer mal wieder die Frage aufgeworfen worden, ob nicht Becker in Zverevs Trainerteam aufsteigen sollte. Schließlich sind die Erwartungen hoch, schon früh wurde der Hamburger als künftiger Grand-Slam-Sieger gehandelt. Wie einst mit Novak Djokovic um die Welt zu tingeln, hatte Becker schon einmal ausgeschlossen. Im November hatte er aber ein stärkeres Engagement an der Seite von Zverev für möglich gehalten.
Doch anders als beim österreichischen Tennis-Duo Thomas Muster und Dominic Thiem werden Zverev und Becker nicht direkt auf der Tour zusammen arbeiten. Der einstige Becker-Konkurrent Muster, French-Open-Sieger von 1995, will Thiem zum ersten Grand-Slam-Titel führen und ihn dafür künftig bei wichtigen Turnieren mitbetreuen.
Becker wird Zverev auch bei den Australian Open in Melbourne nur in seiner Rolle als Chef des deutschen Herren-Tennis beratend zur Seite stehen. Seit der Trennung von Ivan Lendl im Juli wird Zverev wieder ausschließlich von seinem Vater Alexander Zverev senior trainiert.
Bis Melbourne werde Zverev wohl keinen Trainer finden. «Aber vielleicht im Februar, und dass er dann auch mal Zeit mit dem Trainer alleine verbringt», sagte Becker. «Ich glaube, solange der Vater eine so dominante Rolle auf dem Trainingsplatz spielt, wird es letztendlich immer nach seinem Kopf gehen.»
Für Zverev drängt in jedem Fall die Zeit vor den Australian Open, die bereits am Montag in einer Woche beginnen. Denkbar scheint, dass der Weltranglisten-Siebte mit einer Wildcard kurzfristig noch ein Turnier einschiebt. «Ich spiele generell nicht gut. Es gibt viel, was ich verbessern muss», hatte er selbst gesagt.
(dpa)