Becker: «Ich liebe diesen Sport, ich liebe dieses Land»

Frankfurt/Main – Boris Becker ist in Frankfurt/Main offiziell als neuer Chef des deutschen Herren-Tennis vorgestellt worden. Fragen an den dreimaligen Wimbledonsieger und ehemaligen Davis-Cup-Teamchef zu seiner neuen Rolle als «Head of Men’s Tennis» im Deutschen Tennis Bund:

Was war Ihre Motivation, die neue Rolle anzunehmen?

Boris Becker: Tennis ist eine Herzensangelegenheit für mich. Das ist das, was ich am besten kann. Ich bin stolz, Head of Men’s Tennis zu sein. Ich liebe diesen Sport, ich liebe dieses Land.

Was reizt Sie an dem neuen Job und was sind Ihre Ziele?

Becker: Mein grundsätzliches Ziel ist es, dem deutschen Herrentennis durch meine Erfahrung als ehemaliger Spieler und als Trainer zu helfen. Ich bin schon seit längerem im regen Austausch mit allen. Das wird noch intensiviert. Ich darf jetzt offiziell mit ihnen sprechen. Aber genauso interessieren mich die Nachwuchsspieler. Es ist eine große Herausforderung.

Wie groß ist die Vorfreude auf Ihre neue Aufgabe?

Becker: Die ist natürlich enorm. Ich stehe seit ungefähr eineinhalb Jahren mit Dirk Hordorff (DTB-Vizepräsident) in einem stetigen Austausch, um eine passende Rolle für mich beim DTB zu finden. Aufgrund meiner Tätigkeit als Trainer von Novak Djokovic bis Ende des letzten Jahres war das logischerweise nicht früher möglich. Die Gespräche zwischen mir und dem Verband wurden seit dem Erstrundenspiel im Davis Cup gegen Belgien intensiviert, geeinigt haben wir uns dann letztendlich in Wimbledon.

Gab es einen Zeitpunkt, an dem Sie gemerkt haben, dass Sie für die Rolle des Ratgebers reif sind?

Becker: Es ist ein Reifeprozess. Ich bin mittlerweile fast 50 und habe einen enormen Erfahrungsschatz als Spieler und als Trainer gesammelt. Es ist mir ein großes Vergnügen, Spielern zu helfen. Gewisse Dinge kann man nicht aus Büchern lernen, die muss man selbst erlebt haben. Und da bin ich glaube ich ein guter Ansprechpartner. Ich glaube, es ist heute ein wichtiger Tag für das deutsche Tennis. Wir waren in den 80ern und 90ern gesegnet mit Spitzenspielern. Ich glaube, der heutige DTB hätte aus den damaligen Möglichkeiten mehr gemacht. Es ist dann eine Angie Kerber gekommen, es ist eine Art Aufbruchstimmung im deutschen Tennis.

Wie werden die nächsten Wochen und Monate aussehen?

Becker: Ich werde mit meiner Arbeit bei den US Open beginnen, wo ich im Rahmen meiner Tätigkeit für Eurosport die deutschen Spieler noch genauer unter die Lupe nehmen darf. Nach den US Open steht der Davis Cup mit einem schwierigen Auswärtsspiel in Portugal auf dem Programm.

Wenn Sie auf Alexander Zverev schauen, was raten Sie ihm, was den Umgang mit Druck angeht?

Becker: Was ich ihm raten würde, kann ich natürlich nicht in der Öffentlichkeit sagen. Grundsätzlich müssen wir glücklich sein, dass Deutschland wieder zwei absolute Weltklassespieler hat. Die Erfolge von beiden sprechen für sich. Angie hat ihre zwei Grand Slams schon gewonnen. Das muss Sascha noch nachlegen. Die Zeit spielt für ihn.

Welche Chancen rechnen Sie Zverev bei den US Open zu?

Becker: Bei den Herren würde ich keinen klaren Favoriten sehen. Federer hat ein sagenhaftes Jahr bis jetzt, er ist auf dem Papier vielleicht der Topfavorit. Aber ich glaube, es ist eher offen, was das Turnier sehr spannend machen kann. Es ist noch nicht Alltag, dass ein 19-, 20-Jähriger wie Zverev so gut spielt. Dass er konstant über zwei Jahre seine Leistung steigert und einer der besten Spieler der Welt geworden ist, ist sagenhaft. Wir haben einen künftigen Superstar. Wir sind gut aufgestellt.


(dpa)

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