München – Die Einstimmung auf den Supercup ist dem FC Bayern gründlich misslungen. Mit einem total umgekrempelten Nachwuchsteam um die Neuzugänge Sebastian Rudy und Niklas Süle unterlag der deutsche Fußball-Rekordmeister gegen den SSC Neapel mit 0:2 (0:1).
Einen Tag nach dem deprimierenden 0:3 gegen den FC Liverpool belegte das von Nationalspieler Joshua Kimmich als Kapitän angeführte B-Team beim Heimturnier um den Audi Cup nur den letzten Platz, verdiente sich aber für sein Engagement den Beifall der 66 000 Zuschauer. Die Tore für Neapel im Spiel um Platz drei erzielten Kalidou Koulibaly (14. Minute) und Emanuele Giaccerini (55.).
Trainer Carlo Ancelotti schonte mit Blick auf die Supercup-Kraftprobe mit dem nationalen Rivalen Borussia Dortmund am Samstag praktisch alle Topspieler, die sich tags zuvor beim Testspiel-Flop gegen Jürgen Klopps FC Liverpool in einer beunruhigenden Verfassung präsentiert hatten. Die große Rotation gegen Neapel war mit Blick auf das erste Pflichtspiel der Saison logisch. «Der Supercup wird von uns und dem Trainer sehr wichtig genommen», kündigte Karl-Heinz Rummenigge an.
Der Vorstandsvorsitzende hatte nach den ernüchternden 90 Minuten gegen Liverpool und dem verpassten Finaleinzug gegen Atlético Madrid Klartext gesprochen. «Wir müssen schnell die Kurve kriegen, keine Frage.» Fünf von sechs Härtetests gegen internationale Gegner wurden verloren. Und parallel nehmen die Personalsorgen rasant zu.
Neuzugang James Rodríguez fällt mit einer Muskelverletzung im hinteren rechten Oberschenkel für längere Zeit aus. Der Leihspieler von Real Madrid verpasst den Bundesligastart gegen Bayer Leverkusen. Thiago erlitt gegen Liverpool eine Bauchmuskelverletzung und fehlt zumindest im Supercup. Rätsel geben zudem Jérôme Boateng und Arjen Robben auf, die beim Turnier komplett pausierten. «Sie sind noch nicht in Topverfassung», begründete Ancelotti das Fehlen des Duos.
Die Bayern-Bosse sind unruhig. «Es sind noch zweieinhalb Wochen bis zum Saisonstart, aber die sind auch schnell vorbei», sagte Rummenigge. Der Trainer dagegen beschwichtigt. Die Vorbereitung war für Ancelotti bislang inklusive der Asienreise höchst problematisch.
«Unser Ziel ist es, am 18. August in bester Verfassung zu sein», sagte der Italiener nach dem ernüchternden Auftritt gegen Liverpool. «Wenn du gegen Bayern 3:0 gewinnst, ist fast alles super», sagte dagegen vergnügt Jürgen Klopp, der Trainer des starken Siegerteams.
«Wir haben es über die gesamte Spielzeit nicht geschafft, als Einheit aufzutreten», urteilte Thomas Müller. Es fehlt beim FC Bayern im Moment ein Grundniveau, eine Balance im Spiel, die Passsicherheit. «Es geht auf und nieder. Aber das Ziel des FC Bayern ist, dass es nicht auf und nieder geht, sondern eine konstante Erfolgsserie gibt», sagte Müller. Klar, noch ist alles Vorgeplänkel. «Es ist nichts Schlimmes passiert, aber wir sind gewarnt», sagte der Weltmeister.
Die Führungskräfte Philipp Lahm und Xabi Alonso fehlen, es klaffen Lücken im Gefüge. Müllers Ausblick auf den nationalen Fußball-Gipfel um den Supercup auswärts in Dortmund fiel jedenfalls eindeutig aus: «Wir haben am Samstag ein Spiel, wo es das erste Mal richtig ums Ergebnis geht.» Und um den ersten kleinen Titel der neuen Saison.
(dpa)