London – Beim Abschlusstraining des FC Bayern im Emirates Stadium herrschte richtig gute Laune. Und die soll auch nach dem Abpfiff des Champions-League-Spiels am Abend in London gegen den FC Arsenal Bestand haben.
«Wir wissen, dass wir ein sehr gutes Ergebnis im Hinspiel geliefert haben, aber es geht für uns wieder bei Null los», sagte Weltmeister Thomas Müller angesichts des 5:1-Vorsprungs, mit dem der deutsche Fußball-Rekordmeister in die entscheidende zweite Achtelfinalpartie gegen die «Gunners» geht. Die Tür zum Viertelfinale steht ganz weit offen. «Wir wollen keine Negativszenarien zeichnen», sagte Müller zur Möglichkeit eines Scheiterns, das historisch im negativen Sinne wäre.
AUSGANGSLAGE: Carlo Ancelotti hat als Trainer zwei ganz bittere Nächte in Europas Königsklasse erlebt. 2004 schied der Italiener mit dem AC Mailand im Viertelfinale nach einem 4:1-Hinspielsieg gegen Deportivo La Coruna durch ein 0:4 in Spanien aus. Und im Endspiel 2005 führte er mit Milan gegen den FC Liverpool zur Pause 3:0 und verlor den schon sicher geglaubten Titel im Elfmeterschießen. «Ich habe versucht, diese Spiele zu vergessen. Aber ich war nicht fähig, sie zu vergessen», berichtete Ancelotti am Montagabend in London. Fußball sei unberechenbar: «Du weißt nie, was passiert.»
ARSENAL: In den vergangenen sechs Jahren schieden die «Gunners» immer im Achtelfinale der Königsklasse aus. Als «ein bisschen angespannt» bezeichnete der deutsche Weltmeister Per Mertesacker die Situation bei dem englischen Spitzenclub vor der nötigen Aufholjagd gegen den FC Bayern. «Wir haben gar keine andere Wahl. Wir müssen angreifen und versuchen Tore zu schießen», sagte der in der Kritik stehende Trainer Arsène Wenger. Er zählt die Bayern zu «den beiden besten Teams in Europa». Der 67 Jahre alte Wenger erwartet, dass sich seine Mannschaft im Rückspiel deutlich besser verkauft als vor drei Wochen in München. «Unsere Ehre steht auf dem Spiel», sagte er.
PERSONAL: Die Bayern müssen ohne den nach drei Gelben Karten gesperrten Kapitän Philipp Lahm auskommen. Für ihn werde Rafinha rechts verteidigen, kündigte Ancelotti an. Beim Training im Emirates Stadium fehlte am Montagabend Manuel Neuer. Der Nationaltorwart habe «ein bisschen Probleme mit dem Rücken», berichtete Ancelotti. Neuer blieb zur Behandlung im Hotel. «Er wird zu hundert Prozent spielen können», beruhigte Ancelotti. Wenger muss Arsenals geplanten Sturmlauf ohne Spielmacher Mesut Özil angehen. Der deutsche Nationalspieler musste wegen einer Grippe am Wochenende beim 1:3 von Arsenal gegen den FC Liverpool pausieren. Er sei körperlich wohl noch nicht wieder so weit hergestellt, um gegen die Bayern aufzulaufen.
TAKTIK: Ancelotti erwartet, dass Arsenal sofort Vollgas geben wird. «Sie werden versuchen, Druck zu erzeugen. Und sie werden versuchen, ziemlich schnell zu treffen», prophezeite der Italiener. Die Bayern aber vertrauen ihrer Klasse und ihrer internationalen Reife. «Wir wissen, dass Arsenal nochmal alles versuchen wird, aber wir haben viel Erfahrung in unseren Reihen. Wir wollen in die nächste Runde», sagte der wohl wieder auf der Bank startende Müller zur Marschroute.
GELD: Den Bayern winkt der nächste große Zahltag in der Champions League. Das Weiterkommen würde von der UEFA mit 6,5 Millionen Euro honoriert. Der Bundesliga-Krösus würde seine Prämieneinnahmen damit im laufenden Wettbewerb auf insgesamt 31,2 Millionen Euro steigern.
(dpa)