Novi Sad – Der Überraschungssieg gegen den Olympiazweiten bestärkte Henrik Rödl nur in seinem Urteil über die aufstrebenden deutschen Basketballer.
«Es ist eine sehr gute Zeit, um Bundestrainer zu sein. Wir haben eine junge Mannschaft und sehr viel Talent», sagte der 49 Jahre alte Coach. Dass die DBB-Auswahl auf dem Weg zur WM 2019 in China in sechs Qualifikations-Begegnungen bislang schon sechs Siege einfuhr, kommt unerwartet. Das 88:81 (35:41) gegen das favorisierte Serbien war der vorläufige Höhepunkt einer positiven Entwicklung, die NBA-Jungstar Dennis Schröder und seine Teamkollegen auf die erste WM-Teilnahme seit 2010 hoffen lässt.
Makellos beendete das Team die erste Qualifikationsphase und steht vor dem Hauptrundenstart glänzend da. In einer neuen Sechsergruppe geht es noch gegen Griechenland, Israel und Estland. Nach dem Auftakt gegen die Esten am 13. September wartet drei Tage später im ersten Heimspiel in Leipzig Israel. Auch die bereits jeweils zweimal geschlagenen Serben und Georgier gehören zum Pool L, alle bisherigen Punkte werden mitgenommen. Mit zwölf Zählern stehen Deutschland und Griechenland an der Spitze. Die ersten Drei jeder Gruppe dürfen vom 31. August bis 15. September 2019 an der WM teilnehmen.
Gespielt wird diese unter anderem in Peking. Dort trat Deutschland 2008 letztmals bei Olympia an, angeführt von Dirk Nowitzki. Der Superstar trat 2015 nach dem EM-Vorrunden-Aus aus dem National-Team zurück – seitdem hat sich viel getan. «Die neue Generation ist in der Tiefe genial. Es ist in letzter Zeit tolle Arbeit in Deutschland geleistet worden», sagte Rödl schon vor dem Erfolg in Serbien.
Angeführt wird die Mannschaft vom 24 Jahre alten Schröder (Atlanta Hawks), in Maxi Kleber (26/Dallas Mavericks) ist in diesem Sommer nur ein weiterer NBA-Profi dabei. Daniel Theis (26/Boston Celtics) und Paul Zipser (24/Chicago Bulls) sind verletzt, Moritz Wagner (21/Los Angeles Lakers) und der von den Houston Rockets gedraftete Isaiah Hartenstein (20) fehlen aufgrund von Verpflichtungen in den USA.
Mit Blick auf die WM kann Rödl im kommenden Jahr also wohl ein noch deutlich stärkeres Team aufbieten. Deswegen überraschen seine optimistischen Aussagen nicht: «Wir versuchen uns in nächster Zeit im oberen Teil von Europa und vielleicht auch der Welt festzusetzen.» Dafür sei zunächst natürlich das WM-Ticket nötig, «dann schauen wir Schritt für Schritt weiter. Wir müssen uns im Moment aber keine Gedanken über die Qualität in der Mannschaft machen».
Das sieht auch Schröder so. «Mit vier, fünf NBA-Spielern haben wir sehr, sehr viel Talent. Wir können sehr viel schaffen», sagte der Point Guard. In den Begegnungen gegen Österreich und Serbien avancierte er mit 25 beziehungsweise 21 Punkten zum Topscorer. Er wolle «anführen» – und blickte schon mal weiter in die Zukunft: «Das Ziel von jedem hier ist Tokio 2020. Da wollen wir alle hin.»
Nach zwei Olympischen Spielen ohne deutsche Beteiligung träumt die neue Generation davon, in zwei Jahren in Japan dabei zu sein, die WM könnte ein Zwischenschritt werden. «Wir haben große Ziele und die Mannschaft ist motiviert», sagte Rödl. Bundesligaprofis wie Niels Giffey oder Danilo Barthel sowie Kapitän Robin Benzing geben der Nationalmannschaft zusätzliche Qualität. «Viele kennen sich über Jahre hinweg. Es kommt eine ganze Welle von Leuten», sagte Giffey.
(dpa)