Schwechat (dpa) – Deutschlands Basketballer glauben nach dem perfekten Auftakt in die WM-Qualifikation an ihre Chance auf den Gruppensieg.
«Wir haben vor keinem Team in Europa Angst», sagte der neue Bundestrainer Henrik Rödl nach dem 90:49 gegen Österreich und dem zweiten Sieg im zweiten Spiel in der Qualifikation für die WM 2019 in China. Also auch vor Vize-Europameister Serbien nicht!
Im nächsten Gruppenduell Ende Februar 2018 kommt es zum direkten Aufeinandertreffen in Deutschland. Wie die DBB-Auswahl startete der große Favorit mit zwei klaren Erfolgen gegen Österreich und Georgien in die Qualifikation.
Vielleicht war bei Rödls mutiger Ansage noch etwas Adrenalin mit im Spiel. Der Coach war beim deutlichen Sieg in Österreich an der Seitenlinie sehr engagiert zur Sache gegangen, immer wieder ballte er die Faust, bejubelte begeistert Blocks und Dreipunktewürfe.
Der 48-Jährige, so klang es nach dem Erfolg in Schwechat bei Wien, ist der größte Fan seines Teams: «Es macht unglaublich Spaß, mit den Jungs zu arbeiten. So viel Motivation, so viel Energie, das macht einen Coach glücklich.»
Man kann seine Euphorie aber auch als demonstratives Bekenntnis zu seinem Behelfskader interpretieren: Zu viel war Rödl im Vorfeld des Länderspielfensters über diejenigen geredet worden, die nicht dabei waren. Er musste nicht nur auf die NBA-Profis verzichten, sondern auch auf fünf Spieler, die mit ihren Teams in Europas Königsklasse antreten. Die Euroleague streitet mit dem Weltverband FIBA: Beide weigern sich, ihre Spielpläne aneinander anzupassen. Auch die US-Topliga NBA pausiert nicht für die WM-Qualifikation.
«Ärgerlich», nannte Kapitän Robin Benzing die vielen Absagen, «aber wir wussten, dass wir eine gute Mannschaft aus erfahrenen und jungen Spielern haben.» Der Würzburger Bundesliga-Topscorer, einer von nur sechs Spielern im Kader, die auch bei der EM im Sommer dabei waren, gehörte gegen Österreich und Georgien zu den Konstanten im deutschen Team. Der 28-Jährige lobte seine Kollegen vor allem für die Teamarbeit: «Wir sind von Tag zu Tag besser geworden, die Chemie ist großartig.»
Einige der Talente dürften sich dabei nachhaltig in Rödls Notizblock eingetragen haben – wie etwa der 21 Jahre alte Erfurter Andreas Obst oder der 23-jährige Dominic Lockhart von der BG Göttingen. Ihm erteilte der Trainer nach der Österreich-Partie ein Sonderlob: «Er hat das verkörpert, wie wir spielen wollen: mit viel Energie.»
Die Spieler aus der zweiten Reihe werden wohl mindestens eine weitere Chance bekommen, sich für tragende Rollen in der Nationalmannschaft zu empfehlen – auch der nächste Qualifikationsspieltag im Februar kollidiert mit Euroleague-Terminen. «Ich kann nicht im Kaffeesatz lesen», meinte Rödl. «Aber ich kann mir schwer vorstellen, dass die Situation dann anders ist.»
Und nach dem Traumstart schreckte die Aussicht auf das Duell mit den tief und stark besetzten Serben ja ohnehin nicht: «Klar sind sie Favorit, aber mit der Truppe traue ich uns alles zu», sagte Rödl.
(dpa)