Zagreb – Schwergewicht Diego Maradona hielt es nicht mehr auf seinem Sitz. Der Fußball-Weltmeister von 1986 sprang auf und ballte «die Hand Gottes» zu einer kraftvollen Faust, um Argentiniens größten Tennis-Triumph zu bejubeln.
Das von Rückkehrer Juan Martin Del Potro angeführte Team feierte den ersten Davis-Cup-Titel ganz im Stile der Südamerikaner: mit blau-weißem Konfettiregen, riesigen Argentinien-Hüten und einer rauschenden Siegesfeier bis tief in die Nacht. Del Potros Teamkollege Federico Delbonis hatte in seinem überschwänglichen Jubel gar den Sockel des silbernen Pokals abgerissen.
In einem wahren Krimi hatte das Team Gastgeber Kroatien mit 3:2 niedergerungen und damit in Zagreb erstmals das Finale des prestigeträchtigsten Team-Wettbewerbs im Tennis für sich entschieden. Zum Gesicht des Erfolgs wurde der ehemalige US-Open-Sieger Del Potro, der seine erstaunliche Rückkehr in die Weltspitze mit seinen Landsmännern krönte: «Es kann sein, dass dies das wichtigste Spiel in meinem Leben war. Ich glaube, ich werde mich immer daran erinnern, was hier passiert ist, und es wird immer ein unvergesslicher Moment sein», sagte ein sichtlich ergriffener Del Potro.
In Argentinien wurde der Erfolg zelebriert wie ein nationaler Feiertag. «Ein Sonntag für die Ewigkeit beendete eine lange Geschichte der Leiden», titelte die größte Tageszeitung «La Nación». Das Blatt ordnete den Sieg als einen der fünf größten Erfolge der argentinischen Sportgeschichte ein und stellte ihn auf eine Stufe mit den WM-Titeln der Fußballer um Mario Kempes (1978) und Maradona (1986) oder Formel-1-Pilot Juan Manuel Fangio in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts.
Selbst Präsident Mauricio Macri gratulierte Del Potro und seinen Kollegen, die in Zagreb von 4000 argentinischen Fans angefeuert wurden: «Ihr habt uns alle berührt», sagte er bei canal TyC Sports. Zuvor hatte das Staatsoberhaupt seine Freude bereits bei Twitter geäußert: «Historisch! Mit Kraft, Demut und Arbeit ist Argentinien auf dem Gipfel des internationalen Sports angekommen.»
Auch wenn Delbonis mit einem 6:3, 6:4, 6:2 gegen Ivo Karlovic den entscheidenden Punkt für die Südamerikaner erzielte, war es Del Potro, der nach dem Triumph im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand. «Er hat einen unglaublichen Charakter, ein unglaubliches Herz und eine unglaubliche Verbissenheit. Argentinien hat einen neuen Helden», twitterte Boris Becker. Noch im August hatte dieser mit Schützling Novak Djokovic alle Träume von einem Olympiasieg in Rio begraben müssen, weil Del Potro eine furiose Rückkehr feierte und diese nach einem Erstrundensieg gegen Djokovic mit Silber veredelte.
Die Krönung dieses langen Weges nach insgesamt drei Operationen am Handgelenk erfolgte nun in Zagreb: Nach seinem Sieg gegen Karlovic am Freitag erwartete Del Potro am Schlusstag beim Stand von 1:2 das Aufeinandertreffen mit Kroatiens Topspieler Marin Cilic. Obwohl dieser 34 Asse servierte, drehte Del Potro einen 0:2-Satzrückstand und gewann 6:7 (4:7), 2:6, 7:5, 6:4, 6:3. «Der Schlüssel war, dass ich immer ruhig geblieben bin», erklärte der Davis-Cup-Sieger.
Als Spur des Triumphs blieb Del Potro ein Tape am kleinen Finger der linken Hand. Er hatte im fünften Satz versucht, einen Ball zu fangen, und sich dabei verletzt. Doch nach Jahren des Leidens und geprägt von Rück- und Tiefschlägen ließ er sich auch davon nicht mehr stoppen.
(dpa)