Berlin – Mindestens sechs russische Leichtathleten sollen Schmiergeld an den Weltverband IAAF für die Vertuschung von verdächtigen Dopingtests gezahlt haben.
Nach Informationen der ARD-Dopingredaktion und der französischen Zeitung «Le Monde» zahlten die Sportler Summen zwischen 300 000 und 700 000 Euro und konnten im Gegenzug an den Olympischen Spielen 2012 teilnehmen. Das gehe aus Unterlagen der Pariser Staatsanwaltschaft für Finanzdelikte hervor.
Laut der ARD könnten sogar bis zu 23 Athleten von einer Doping-Vertuschung profitiert haben. Damit hat der Skandal offenbar größere Dimensionen als ursprünglich angenommen. Im Dezember 2014 hatte die ARD erstmals Vorwürfe erhoben. Damals ging es um Geldzahlungen von Marathonläuferin Lilija Schobuchowa, die auch jetzt auf der Liste aufgeführt wird.
Eine zentrale Rolle in dem Skandal soll auch der damalige russische Verbandspräsident Walentin Balachnitschew, einst auch Schatzmeister der IAAF, gespielt haben. Balachnitschew soll als Vermittler in den Machenschaften mit der IAAF und ihrem früheren Skandal-Präsidenten Lamine Diack fungiert haben.
Der Funktionär wies indes die Vorwürfe zurück. Die angeblichen Recherchen enthielten nichts Neues, sagte Balachnitschew. «Sie haben ein abgestandenes Thema wieder ausgegraben», sagte er der Agentur Tass. Es gehe nur darum, Aufmerksamkeit für den Schlussbericht des unabhängigen Ermittlers Richard McLaren für die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) zu wecken. Dieser wird am 9. Dezember veröffentlicht.
Auch die WADA wird durch den neuen Enthüllungsbericht belastet. Die Agentur soll bereits im Herbst 2014 die IAAF-Ethikkommission über die auffälligen Blutwerte der Sportler informiert haben, die Vorgänge wurden aber von der WADA nicht weiter verfolgt.
(dpa)