Alptraum oder Traum: Bobic glaubt weiter an ein Wunder

London – Traum oder weiterer Alptraum: Trotz des historischen 1:6-Debakels in Leverkusen hofft Eintracht Frankfurt, im wichtigsten Spiel seit 39 Jahren ein glanzvolles Kapitel seiner Clubgeschichte zu schreiben.

«Wir werden alles geben, um an der Stamford Bridge zu bestehen und das Wunder zu schaffen», sagte Sportvorstand Fredi Bobic vor dem Halbfinal-Rückspiel der Europa League am Donnerstag (21.00 Uhr/RTL/DAZN) beim FC Chelsea. «Mit dem 1:1 haben wir ein Ergebnis erzielt, bei dem es an uns liegt, ob wir die Sensation schaffen können.»

Die große Frage nach der Demontage durch Bayer 04 am vergangenen Sonntag ist, ob die zuletzt desolaten und müden Frankfurter sich aufbäumen und dem englischen Premier-League-Schwergewicht Paroli bieten können. «Wir müssen uns rausfighten», forderte Bobic und mühte sich, seinen angeknockten Bundesliga-Profis wieder Selbstvertrauen einzuimpfen. «Wir sind Frankfurt und nicht Barcelona. Nach solchen Spielen darf man nicht alles infrage stellen», lautete der Appell des Ex-Nationalstürmers und fügte hinzu: «Das Schöne und Romantische im Fußball ist, dass dann wieder Tage möglich sind, mit denen keiner rechnet.»

Mit der Heftigkeit und Höhe der Pleite in Leverkusen hat keiner gerechnet, aus dem Nichts kam sie im Duell mit dem Rivalen um einen Champions-League Platz nicht: Nur zwei Punkte und 3:10 Tore aus vier Liga-Spielen ohne Sieg lautete die jüngste Bilanz. «Es war erst die zweite Niederlage in diesem Jahr», betonte Bobic. «Aufstehen, dass ist eine Stärke, die wir haben.»

«Ich bin überzeugt, dass wir wieder aufstehen und am Donnerstag ein anderes Gesicht zeigen werden», meinte Eintracht-Chefcoach Adi Hütter nach schon 47 kräftezehrenden Pflichtspielen. «Wir werden die Köpfe wieder frei haben.» Dies muss auch der Österreicher selbst beweisen. Nachdem er mit einer falschen, extrem defensiven Taktik gegen Bayer sein Team erstmals vercoacht hat, wird seine Strategie bei den «Blues» um Weltstar Eden Hazard besonders begutachtet werden.

Um den Einzug ins Finale am 29. Mai in Baku/Aserbaidschan zu schaffen, muss der DFB-Pokalsieger schließlich gegen den Europa-League-Sieger von 2013 gewinnen. Jeder Sieg würde reichen, auch jedes Remis ab 2:2. An Zuspruch, dass dies gelingt, fehlt es den Hessen nicht. Der Neu-Leverkusener und Ex-Frankfurter Torwart Lukas Hradecky wünschte nach dem 6:1 seinen Ex-Kollegen, dass sie die Köpfe nicht hängen lassen und «jetzt Chelsea weghauen». Frankfurts früherer Trainer Dragoslav Stepanovic glaubt fest, «die Eintracht kommt weiter», auch dass sie zwei Tore schießen könne – und dafür sei Jung-Stürmerstar Luka Jovic zuständig.

Immerhin wird neben dem Serben Jovic, dem Torschützen im Hinspiel, der kroatische Vizeweltmeister Ante Rebic wieder mit stürmen. «Seine Schnelligkeit und Wucht wird uns guttun», meinte Hütter. Nicht ausgeschlossen ist, dass auch Sebastien Haller nach langer Verletzungspause wieder in den Kader rückt. In die Startelf dürfte Mittelfeldmotor Sebastian Rode zurückkehren. Er erlitt im ersten Chelsea-Spiel einige Blessuren und fehlte Bayer.

Trotz personeller Auffrischung wird das Duell beim FC Chelsea, der mit 16 Spielen in Folge ohne Niederlage einen Europacup-Rekord aufstellte, eine extreme Herausforderung. Zumal die Engländer, die die Rückkehr in die Champions League mit einem 3:0 gegen den FC Watford geschafft haben, entspannter als in Frankfurt aufspielen können. Eintracht-Vorstandsmitglied Axel Hellmann ist dennoch nicht bange: «Endspiele können wir. Es ist alles möglich.»


(dpa)

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