London – Das Feeling im Alexandra Palace von London möchte Max Hopp so gut es geht auskosten – und das so lange wie möglich. Deshalb flog Deutschlands größtes Darts-Talent schon zwei Tage vor seinem WM-Auftakt nach London.
Doch sein Programm für die britische Millionenmetropole beinhaltet nicht das Westminster Abbey oder den Buckingham Palace, sondern einfach nur Londons begehrteste und bekannteste Darts-Arena. Im Ally Pally will sich Hopp warm werfen, er will sich seinen Gegnern zeigen und er will Landsmann Martin Schindler gleich zu dessen Start bei der WM als Fan anfeuern.
«Das Kribbeln ist voll da. Ich möchte mich schon einmal an die Stimmung gewöhnen», sagte Hopp vor seinem Turnierstart an diesem Samstag (ab 13.30 Uhr). Der 22 Jahre alte Hesse hat sich im vergangenen Jahr nicht qualifiziert und half stattdessen als Kommentator beim wichtigsten Event des Jahres aus. Nun ist er wieder dabei, Vorfreude und Optimismus sind nach einem Winter Zwangspause riesig: «Ich denke, ich bin gut in Form», erklärte Hopp bei DAZN.
Hopp ist der mit Abstand begehrteste deutsche Darts-Spieler. Er hat einen eigenen Manager und bekommt vor der WM mehrere Dutzend Anfragen für Interviews. Um die Medienarbeit kümmert sich der Profi aber selbst, vor der WM spricht er erfahrungsgemäß etwas weniger, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Und dieses Jahr glauben die begeisterten Deutschen noch mehr an ihren Youngster, der mit einem Turniersieg in Saarbrücken und dem EM-Halbfinale in Dortmund 2018 neue Maßstäbe gesetzt hat.
«Max hat eine tolle Saison gespielt. Er ist zum ersten Mal gesetzt und das ist toll», sagte Darts-Experte Elmar Paulke über den «Maximiser». Hopp steht auf Platz 32 der Weltrangliste und damit so gut wie nie zuvor. Doch sein Sprung in die Elitegruppe war für ihn auch ein Fluch: Bei der WM trifft er nach seinem Freilos danach entweder auf den ambitionierten Danny Noppert aus Holland oder Royden Lam aus Hongkong, schon im zweiten Spiel würde mit Michael van Gerwen die größte Hürde des Darts-Sports warten.
«Ich sehe mich mit Danny ziemlich gleichauf. Und ich möchte auf jeden Fall gegen van Gerwen spielen, das wäre die größte Herausforderung meiner bisherigen Karriere», bekannte Hopp. Sein Duell mit «Mighty Mike», wie der zweimalige Weltmeister van Gerwen genannt wird, wäre für Hopp so etwas wie ein Weihnachtsgeschenk: am 22. Dezember zur besten Sendezeit auf der größtmöglichen Bühne gegen den besten Gegner der Welt zu spielen, mehr geht im Pfeile-Universum kaum.
Der Idsteiner hat mit seinem starken Jahr und seiner gelassenen Art auch die Kollegen der Darts-Szene beeindruckt. Phil Taylor, mit 16 WM-Titeln Rekord-Champion, lobt Hopp im Darts-Magazin «180» in den höchsten Tönen: «Er ist ein toller Junge. Ich mochte ihn immer und wenn ich ein paar Jahre jünger wäre, hätte ich ihn vielleicht unter meine Fittiche genommen. Er ist ein bodenständiger, sympathischer Mensch und ein toller Spieler.» Letzteres will er nun auch wieder im Norden Londons beweisen.
(dpa)