Bremen – Werder Bremen steht an diesem Dienstagabend vor dem vielleicht wichtigsten Bundesliga-Spiel seit knapp zwei Jahren.
Gegen den direkten Konkurrenten Mainz 05 wird sich im Weser-Stadion zeigen, ob die Bremer ihren sportlichen Absturz stoppen können – oder ob ihnen weiter droht, Weihnachten auf einem Abstiegsplatz zu feiern. «Dieses Heimspiel müssen wir gewinnen», sagte Trainer Florian Kohfeldt am Montag. «In den nächsten beiden Spielen ist es vollkommen egal, wie wir Fußball spielen. Es geht nur darum, Punkte zu holen.»
Den Abstiegskampf hatte der 37-Jährige bereits am vergangenen Samstag nach dem 1:6 beim FC Bayern München öffentlich ausgerufen. Zwei Tage später reichte Kohfeldt dann bei der Pressekonferenz zum Mainz-Spiel (Dienstag, 18.30 Uhr/Sky) die dazu passende, für Bremer Verhältnisse aber ungewohnt martialische Rhetorik nach.
«Wir müssen im Stadion eine Stimmung erzeugen, in der jeder merkt: Die Punkte bleiben hier und nirgendwo anders», sagte der Trainer am Montag. Oder auch: «Das allerletzte Prozent im Zweikampf, vielleicht auch mal eine eigene Verletzung zu riskieren oder das Tor wirklich ein Stück weit mit dem eigenen Leben zu verteidigen: Das sind Dinge, die ich noch mal etwas stärker in den Vordergrund gerückt habe.»
Die Bremer Ausgangslage ist sehr belastend. Eigentlich wollte der Verein in die Europa League, aber jetzt hängt er auf Platz 15 fest. Eigentlich hat Werder die besseren Spieler als Mainz 05, doch zu viele von ihnen waren in den vergangenen Monaten verletzt.
Ähnlich verhält es sich mit dem Umgang mit dieser Krise. Der Sport-Geschäftsführer Frank Baumann bekräftigte am Montag noch einmal: «Florian hat die volle Rückendeckung hier. Wir gehen mit ihm zusammen durch diese schwierige Situation.» Das entspricht dem Selbstverständnis bei Werder, in harten Zeiten Kontinuität zu wahren. Auch Kohfeldt selbst gab dieses Signal direkt an seine Mannschaft weiter, als er sagte: «Ich glaube an meine Spieler. Ich glaube an die Qualität meiner Spieler. Dieses Vertrauen habe ich.»
Nach Rückschlägen wie dem 0:1 gegen Paderborn oder dem 1:6 bei Bayern München kann einem so ein Mantra aber auch als mangelnde Kritikkultur oder sogar Verkennung der sportlichen Realitäten ausgelegt werden. Deshalb haben sie Bremen zumindest in Teilen die Tonlage geändert. Das Vertrauen bleibt, die Geduld hat aber Grenzen.
«Florian hat mit der Mannschaft am Sonntag etwas anders gesprochen als sonst», erklärte Baumann. «Normalerweise lässt er die Mannschaft einen Tag nach einem Spiel in Ruhe. Jetzt war es aber notwendig, noch einmal deutlich anzusprechen, dass wir nicht alles kaputt machen können, was wir in den letzten zwei Jahren aufgebaut haben. Die Fans haben ein feines Gespür dafür, wie wir auftreten.»
Genau darum wird es am Dienstag gegen Mainz auch gehen: Die Stimmung im Stadion nicht kippen zu lassen, die Zuschauer weiter hinter dem Team zu halten. «Ich habe das Gefühl, dass die Mannschaft die Überzeugung hat: Wir werden das morgen gewinnen», sagte Kohfeldt.
(dpa)