Hannover – Mit dem Fahrrad wollte Hannovers Sportdirektor Horst Heldt im Dezember nach Köln fahren. Zumindest behauptete das damals Kölns Geschäftsführer Alexander Wehrle.
Am Ende der Posse um das Kölner Interesse an Heldt und um Heldts Interesse an Köln blieb der 48-Jährige in Hannover – und reist nun in seiner Funktion als 96-Manager zum Spiel des niedersächsischen Fußball-Bundesligisten beim 1. FC Köln.
Mehrere Tage dauerte das publikumswirksame Techtelmechtel mit seinem Heimatclub, für den er die ersten und meisten Spiele als Profi absolvierte. Heldt machte dabei keine sonderlich gut Figur. «Leider wurde vieles öffentlich», sagt er mit mehreren Wochen Abstand. Das Thema sei inzwischen abgehakt, versichert Heldt. Und versucht das mit einem flotten Spruch zu betonen: «Die könnten eine Limousine oder ein Flugzeug schicken.» Am Samstag wird er wohl im eigenen Auto nach Köln fahren.
Um einen pfiffigen Spruch ist Heldt selten verlegen. Der ehemalige Spieler gilt in der Branche als Schlitzohr und weiß sich bei öffentlichen Auftritten meistens gut zu verkaufen. «Man muss ein guter Schauspieler sein», verrät Heldt. Und: «Man darf Zweifel nicht nach außen zeigen.»
Das galt besonders in der Phase nach dem Beginn seines Hannover-Engagements im März 2017, als der Aufstiegsplan zu scheitern drohte. Schon nach wenigen Tagen im Amt feuerte der neue Manager den Trainer Daniel Stendel und verpflichtete André Breitenreiter.
Der Aufstieg klappte. Und der Aufsteiger ist auch dank der Neuverpflichtungen von Heldt auf dem Weg zum frühen Klassenerhalt. Trotz der Erfolge in seiner bald einjährigen Amtszeit scheint der Job in Hannover äußerst anstrengend zu sein. «Ich habe schon gefühlte zehn Jahre hinter mir», sagt der 96-Sportchef.
Bei seiner ersten Manager-Station in Stuttgart und vor allem bei der folgenden bei Schalke 04 war es auch nicht sonderlich ruhig. Aber Hannover ist für Heldt eine besondere Herausforderung. «Es ist sehr intensiv, es gibt sehr viele Themen, die wir bearbeiten müssen – auch außerhalb des Fußballs.» Er hat dazu seinen Teil beigetragen.
Das hängt aber vor allem mit den Plänen von Clubchef Martin Kind zusammen, der vom Stammverein die Mehrheit an der Management GmbH des Fußball-Bundesligisten kaufen will – und mit dem erbitterten Widerstand einiger Fans gegen diese Übernahme. Der interne Streit kostet Zeit und Kraft.
Anstrengend ist die Arbeit mit Kind ohnehin, dem 73 Jahre alten Unternehmer, der «im hohen Alter noch ein Antreiber» sei. «Er klingelt halt morgens um 7 Uhr», witzelt Heldt. Und schiebt noch einen flotten Spruch hinterher: «Und ich bin dann nur der Fünfte.»
(dpa)