Innsbruck – Nach seinem stürmischen Tournee-Jubiläum wurde Noriaki Kasai am Bergisel der rote Teppich ausgerollt.
Unter dem Beifall der 20 000 Fans erhielt der Skisprung-Methusalem aus Japan für seinen 100. Wettkampf bei der Traditionsveranstaltung eine Torte und die Startnummer mit der Hundert drauf. Garniert wurde das ganz besondere Erlebnis mit dem ersten Top-Ten-Ergebnis in dieser Saison.
Schon wieder ein Rekord für den 44-Jährigen. Der war schon Skiflug-Weltmeister, als Tagessieger und Gesamt-Spitzenreiter Daniel Andre Tande aus Norwegen noch gar nicht auf der Welt war. 25 Jahre nach seinem ersten großen Triumph reist das japanische Skisprung-Urgestein noch immer mit dem Weltcup-Zirkus durch die Welt.
Um sich die Dimensionen von Kasais Karriere vorstellen zu können, sei ein kleiner Sprung in den Dezember 1988 gestattet. Berlin war noch von einer Mauer geteilt, der Vater von George W. Bush wurde so eben zum US-Präsidenten gewählt und Teamchef Franz Beckenbauer versuchte die DFB-Nationalmannschaft auf die WM 1990 in Italien vorzubereiten. Auf dem Podium hießen Kasais Rivalen nicht Stoch, Kraft oder Tande, die vom Alter her seine Söhne sein könnten, sondern Jens Weißflog, Matti Nykänen oder Dieter Thoma.
«Mein größtes Ziel ist es, in diesem Jahr einen Weltcup zu gewinnen. Und mein größter Traum ist immer noch, bei den Olympischen Spielen Gold zu gewinnen», sagte der japanische Ski-Opa der «Tiroler Tageszeitung» vor seinem großen Jubiläum.
Zeitlich sieht der 44-Jährige dafür keine Probleme: «Dazu habe ich noch 2018 die Chance – oder 2022. Und wenn es bis dahin nicht klappt, dann eben 2026», kündigte Kasai an. Dann wäre der dreimalige olympische Medaillengewinner 53 Jahre als. Er hofft darauf, dass die Spiele dann in seiner Heimat Sapporo stattfinden. So wie 1972 – in Kasais Geburtsjahr.
Bei dem nicht kaputt zu kriegenden Japaner stellt sich die Frage nach einem vorzeitigen Karriereende gar nicht. Saison für Saison geht zu Ende, und Kasai macht einfach weiter, trotz Familie in der Heimat und mittlerweile 27 Wettkampfjahren. «Was mich antreibt, ist ganz einfach: Ich liebe das Skispringen», erklärte der ehemalige Skiflug-Weltmeister am Mittwoch. Wie er sein Jubiläum finde, wurde er bereits vor dem Springen am Bergisel gefragt. «Unglaublich», antwortete Kasai auf Deutsch. Dabei strahlte er – wie immer eigentlich.
Dass es in dieser Saison nicht so gut bei ihm läuft, kann der Routinier wegstecken. «Ich habe diese Erfahrung schon öfter gemacht. Seit zwei, drei Jahren bereiten mir solche Situationen keinen Stress mehr», sagte Kasai. Ein weiteres Tournee-Jubiläum dürfte er nicht mehr erleben. Denn selbst wenn Kasai bis 2026 springt, hätte der älteste Weltcupsieger der Geschichte die 150 noch nicht voll.
(dpa)