Werden die Deutschen bald noch später in die Rente gehen?

Aufgrund des demografischen Wandels prognostizieren Experten eine wachsende Altersarmut im Rentenalter. Weil der Staat diese Verschiebung der Bevölkerungsschichten und den immer teureren Rentenapparat kaum noch stemmen kann, wird regelmäßig über eine Erhöhung des Rentenalters debattiert. Nun rät auch der Internationale Währungsfonds (IWF) Deutschland zu einer Reform des Rentenalters sowie einer Erhöhung der Investitionen für einen leichter zugänglichen Arbeitsmarkt.

Mehr Arbeiter sorgen für mehr Wirtschaftswachstum

Aufgrund der jährlichen Konsultationen mit der Bundesregierung äußerte sich der IWF zu den Konjunkturaussichten in Deutschland. In erster Linie befürchte er, dass mit der älter werdenden Befürchtung ein Fachkräftemangel entstehen wird, der in nur wenigen Jahren zu geringeren Wachstumsraten führen wird. Diese konjunkturelle Abkühlung würde auch dem Endverbraucher schaden, weshalb eine Reform des Rentenalters und Investitionen in kommunale Institutionen sinnvoll wären. Erweitert man nämlich die Beschäftigungsmöglichkeiten für Flüchtlinge, ältere Menschen und auch Frauen, so kann der Arbeitsmarkt auf eine breitere Basis zurückgreifen.

Der IWF sieht hier sogar ein Wachstumspotenzial, das dem gesamten Euroraum zugutekommt: „Von einem dynamischeren Deutschland würde auch die nach wie vor fragile wirtschaftliche Erholung im Euroraum profitieren“, so das Schreiben. Vor diesem Hintergrund könnten deutsche Arbeitnehmer also bald noch später in Rente gehen. Man rate Deutschland dazu, das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung zu koppeln.

Vorteile für Arbeitnehmer

Was volkswirtschaftlich positiv klingt, könnte für den einzelnen Arbeitnehmer einen großen Verlust bedeuten. Mit beispielsweise siebzig Jahren noch arbeiten zu müssen, können sich viele Menschen nicht vorstellen. Die Frage ist aber, ob nach den Kürzungen der staatlichen Rente in den letzten Jahren genug Geld bleibt, um seinen Lebensstandard auch im Rentenalter noch halten zu können. Der IWF ist sich sicher, dass eine Erhöhung des Rentenalters auf der einen Seite zu mehr Beschäftigung, auf der anderen Seite zu geringer Altersarmut führen würde.

Mögliche Folgen eines Arbeitskräftemangels

Die entscheidende Frage ist, ob es sich Deutschland leisten kann, den Arbeitnehmerschwund zu tolerieren und so möglicherweise eine Wirtschaftskrise zu riskieren, die der gesamten Bevölkerung und insbesondere den Rentnern zulasten fällt. Der IWF kritisiert die niedrigen öffentlichen Investitionen durch Deutschland. Sowohl für dieses als auch das nächste Jahr kürzte er die Wachstumsprognosen um 0,2 beziehungsweise 0,1 Prozent. Dieser Prozess könnte sich bei gleichbleibender Entwicklung des Arbeitsmarktes noch intensivieren.