Feminismus und «Underboob» – New Yorker Modetrends

New York – Mode ist politisch, Feminismus ist schick: Die New York Fashion Week hat neben Stil-Trends für die Herbstsaison auch politische Akzente gesetzt.

In der Ostküstenmetropole, in der seit Wochen Frauen gegen die Politik des neuen US-Präsidenten Donald Trump demonstrieren, wäre alles andere auch überraschend gewesen.

Schon vor ihrem Beginn hatte die Modewoche, die am Donnerstag mit der Show von Marc Jacobs endete, eine Protestnote verschickt, in der der Designer-Verband CDFA ein offensives Werben für eine Unterstützung von «Planned Parenthood» ankündigte, jener Gesundheitsorganisation, die unter anderem Abtreibungskliniken betreibt und der die regierenden Republikaner die Finanzmittel streichen wollen.

Die vom CDFA verteilten, pinkfarbenen Anstecker mit der Aufschrift «Fashion Stands with Planned Parenthood», blitzten in vielen Shows auf, der Designer Bibhu Mohapatra nahm einen demonstrativ mit auf den Laufsteg. Während einige Designer in ihren Shows ganz plakativ Botschaften sprechen ließen, solidarisierten sich andere eher unterschwellig mit Frauenrechten.

Proenza Schouler war eines der großen Labels, das seine Kreationen mit politischem Statement versahen: Das Designer-Duo Jack McCollough und Lázaro Hernández ließ sich für seine Kollektion offenbar direkt vom wütenden Marsch der Frau auf New Yorks Straßen inspirieren. So wirkten zumindest die Asymmetrien an den Ärmeln, aufwühlende Muster und Metall-Details.

Mehr als 100 Mode-Labels versuchten mit ihren Kollektionen Trends für die Herbstsaison zu setzen: Für Jeremy Scott mit seinen großen Prints, etwa Leo-Muster (also Leopardenprints) lief dabei zum Beispiel Topmodel Gigi Hadid. Designer Michael Kors setzte zum Beispiel mit paillettenbesetzten Hosen das 80er-Jahre-Revival fort.

Bleibenden Eindruck hinterließ das viel erwartete Debüt von Raf Simons. Der neue Chefdesigner von Calvin Klein machte, wie die Zeitschrift «Elle» schrieb, mit seiner Kollektion den «Underboob» salonfähig – einen Stoffschlitz also, der wie ein verkehrtes Dekolleté den Blick auf den unteren Teil der Brust freigibt. Löcher und Transparenzen, wo normalerweise das Nötigste verdeckt wird, verliehen der Kollektion insgesamt einen offensiven Nackt-Look.

Ebenso salonfähig, aber alltagstauglicher zeigte sich der zweite Trend mit dicken Lederjacken, Jeans-Overalls und Hemden mit Brusttaschen: Der Wilde Westen reitet wieder in den Kleiderschrank ein. Den Eindruck bestätigte auch Alexander Wang in seiner Schau mit viel Denim, Fransen und Lederwesten.

Als Gegenstück zu harter, nüchterner Optik hatten fließende Samt und Seide ihren großen Auftritt, in Kleider gegossen und in breiter Farbpalette: Samt in leuchtendem Gelb etwa bei Jason Wu, fließende Seidenroben in Orange und Waldgrün bei Ralph Lauren. Abgesehen von einzelnen Tupfern dominierten ansonsten die klassischen Töne von Herbst/Winter-Kollektionen in oft deckender Einfarbigkeit: grau, marineblau, ewiges Schwarz, dazu ein dichtes Burgund.

Jenseits von Trends sorgte wie jedes Mal die Besetzung auf und um den Laufsteg herum für Aufsehen: Natürlich schwebten Models der Stunde wie Gigi und Bella Hadid oder Kendall Jenner über den Catwalk. Selbstverständlich ließen sich Stars aus Film, Musik und Internet einen Besuch nicht nehmen, darunter Madonna oder Paris Hilton.

Einen besonderen Hingucker lieferte der aus Deutschland stammende Designer Philipp Plein bei seiner Show: Er engagierte Jeremy Meeks, der wegen eines Polizeifotos als «heißester Häftling» der USA bekannt wurde und seit seiner Entlassung als Model arbeitet.


(dpa)

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