Bloß keine Abhängigkeit vom 1. FC Köln

Düsseldorf – Uwe Rösler ist um Lockerheit bemüht. Ein Scherz hier, ein Lächeln dort – und vor allem keine Kampfansagen.

Vor dem wichtigsten Saisonspiel am Samstag beim 1. FC Union Berlin (15.30 Uhr/Sky), das Fortuna Düsseldorf zumindest die Relegation sichern soll, will der Trainer den Druck nicht zu groß werden lassen. «Wir haben uns doch Stück für Stück in eine sehr komfortable Situation gebracht, es selber in der Hand zu haben», sagte Fortuna-Coach Rösler. «Das müssen wir jetzt natürlich auch ausnutzen.»

Mit einem Sieg am letzten Spieltag hätte der Tabelle-16. die Relegation gegen den Zweitliga-Dritten sicher. Im Fernduell mit dem Vorletzten Werder Bremen könnten die Hanseaten gleichzeitig gegen den 1. FC Köln machen, was sie wollen – Werder wäre nach 40 Jahren erstmals abgestiegen. Für Rösler steht daher fest: «Wir müssen abliefern, ganz klar.» Denn in Abhängigkeit vom Erzrivalen aus Köln möchte sich kein Düsseldorfer freiwillig begeben. «Selbst ist der Mann», sagte Rösler daher bestimmt.

Zwei Punkte und vier Tore Vorsprung hat die Fortuna vor dem 34. Spieltag auf die Bremer. Gelingt Werder gegen den FC kein Kantersieg, genügt den Düsseldorfern schon ein Punkt. Doch eine vermeintlich komfortable Ausgangssituation wurde der Fortuna schon beim fünften und bislang letzten Bundesliga-Abstieg 2013 zum Verhängnis. Vor sieben Jahren stürzten die Rheinländer erst am letzten Spieltag auf einen direkten Abstiegsplatz. Damals verlor Borussia Dortmund überraschend gegen Düsseldorfs Konkurrenten 1899 Hoffenheim.

Dass die Fortuna überhaupt noch zittern muss, daran ist sie freilich selbst schuld. Längst hätten die Rheinländer nach der deutlichen Leistungssteigerung seit dem Trainerwechsel Ende Januar gerettet sein müssen. Mit einem Sieg am vergangenen Samstag gegen den FC Augsburg wäre zumindest die Relegation sicher gewesen und Werder bereits abgestiegen. Stattdessen spielte Fortuna – wieder einmal – nur unentschieden (1:1). Zum neunten Mal im 14. Spiel unter Rösler.

Dabei spielte die Fortuna gegen Augsburg schlecht, ein Sieg wäre glücklich und unverdient gewesen. In den meisten übrigen Partien war das aber anders, allein gegen Hertha BSC (3:3 nach 3:0) und in Köln (2:2 nach 2:0) verspielte das Rösler-Team komfortable Vorsprünge.

Ein erneutes Unentschieden am Samstag bei Union könnte reichen, aber darauf will sich Rösler lieber nicht verlassen. Wegen Werders Spiel gegen den Düsseldorfer Erzrivalen kam in der Landeshauptstadt schon nach dem Augsburg-Spiel ein ungutes Gefühl auf. Lokalmedien kramten ein altes Zitat des FC-Keepers Timo Horn heraus, der als Ur-Kölner einst der Fortuna den Abstieg wünschte: «Mich würde es freuen, wenn es Düsseldorf wird.»

Die Beschwichtigungen aus Köln ließen nicht lange auf sich warten. «Wir werden alles reinhauen, was wir haben», kündigte Trainer Markus Gisdol an und versprach, die bestmögliche Mannschaft aufzubieten. Doch angesichts der rheinischen Rivalität schwingt bei manchem in Düsseldorf beim Gedanken an den Kölner Auftritt in Bremen ein gewisses Misstrauen mit. Dabei würde der FC von einem Sieg in Bremen und dem Abstieg Werders finanziell profitieren. «Wir können noch Plätze nach oben klettern, was für den Verein nicht unwichtig ist im Hinblick auf die neue Saison», sagte Kölns Sportchef Horst Heldt.

Nach Angaben des «Kicker» kalkuliert Kölns Geschäftsführer Alexander Wehrle mit rund zweieinhalb Millionen Euro Mehreinnahmen aus der TV-Vermarktung, sollte Bremen absteigen. Mit dem ersten Sieg seit dem Beginn der Geisterspiele könnte Köln in der Tabelle noch auf Platz elf springen. Dann wären noch einmal mehr als zwei Millionen Euro an Zusatzeinnahmen drin. Heldt appellierte laut eigener Aussage daher noch einmal an den Mannschaftsrat, das Spiel in Bremen ernst zu nehmen.

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(dpa)

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