Hochheim – Boris Becker fuhr in einer Nobelkarosse vor, beim Spatenstich für die nach ihm benannte Internationale Tennis-Akademie gab sich Deutschlands Tennis-Legende dann aber hemdsärmelig.
Bei der feierlichen Zeremonie auf dem 48.000 Quadratmeter großen Gelände im hessischen Hochheim gab Becker den offiziellen Startschuss für den Bau des 22-Millionen-Euro-Projekts, das im Herbst 2021 abgeschlossen sein soll.
«Es ist toll, dass die Pläne trotz der Corona-Krise wahr gemacht wurden. Das Projekt hat zwar nicht gewackelt, aber es gab ja keine Planungssicherheit», sagte Becker. «Daher ist es ein kleines Wunder, dass wir trotz der Pandemie heute hier stehen.» Kurz darauf rollten die ersten Bagger an.
Für Becker war es der Abschluss einer «guten Tennis-Woche», nachdem es am Mittwoch grünes Licht für die Fortsetzung der seit Mitte März unterbrochenen weltweiten Tour ab August gegeben hatte. «Ich freue mich, dass es weitergeht. Es ist wichtig, dass die Spieler ihren Beruf wieder ausüben können», betonte der 52-Jährige.
Während der Corona-Pause habe er «fürchterliche Anrufe» von Profis bekommen, berichtete Becker von den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie. «99 Prozent der Spieler sind auf Preisgelder angewiesen. Sie haben keine hohen Werbeeinnahmen und keine Absicherung. Viele haben sich daher Gedanken darüber gemacht, ob sie sich einen anderen Beruf suchen müssen. Zeitweise durften sie ja nicht einmal Tennis-Unterricht geben», sagte der dreimalige Wimbledonsieger über die schwierige Zeit in der Corona-Pause.
Dass in diesem Jahr mit den US Open und den French Open sogar noch zwei Grand-Slam-Turniere stattfinden, wertet Becker als ermutigendes Zeichen für die Branche, «die um ihr Überleben kämpft. Ich habe sogar die große Hoffnung, dass die French Open vor Zuschauern ausgetragen werden.» Die Organisatoren hatten das Top-Turnier in Paris von Mai in den November verlegt.
Becker rechnet zudem damit, dass auch der Davis Cup wie geplant stattfinden kann. «Wir haben uns für das Finale qualifiziert und ich gehe davon aus, dass wir Ende November in Madrid spielen werden», sagte der Chef im deutschen Herren-Tennis. Die DTB-Auswahl hatte sich im März mit einem Sieg gegen Weißrussland das Ticket für die Endrunde gesichert. «Das war das letzte offizielle Tennis-Event in Deutschland, zwei Tage später kam der Lockdown», sagte Becker im Rückblick.
Große Erwartungen hat er auch für die Tennis-Akademie, für die Investor Khaled Ezzedine am Donnerstag die offizielle Baugenehmigung erhielt. In den kommenden Monaten entstehen auf dem Areal zwischen Wiesbaden und Mainz neben der weltweit größten Indoorhalle mit 21 Plätzen noch weitere 18 Außenplätze, ein Hotel mit 110 Zimmern, ein Restaurant, ein Gymnasium sowie ein Boris-Becker-Museum. «Ich werde mich um die Spieler und Trainer kümmern, wenn auch nicht jede Woche», sagte Becker und betonte: «Für mich ist das eine Herzensangelegenheit.»
(dpa)