Berlin – Steffen Baumgart verharrte an der Seitenlinie, kratzte sich am Drei-Tage-Bart und blickte auf die Anzeigentafel: Mit einer Niederlage bei seinem Herzensverein 1. FC Union Berlin steht der vorzeitige Abstieg des SC Paderborn aus der Fußball-Bundesliga fest.
Während die Eisernen sich freudig die T-Shirts zum sicheren Ligaverbleib nach dem mühsamen und auch etwas glücklichen 1:0 (1:0) am Dienstag mit der Aufschrift «Schluss Endlich Saison 2019/20 Klasse Gehalten» überstreifen durften, blieb den tapferen Ostwestfalen und ihrem Trainer Baumgart nur, dem Mitaufsteiger und Neuling anständig zu gratulieren.
«Die Enttäuschung ist da, keine Frage, aber man muss sehen, was wir in den letzten Jahren auf die Beine gestellt haben. Darauf kann man stolz sein», sagte Kapitän Christian Strohdiek, der früh mit Verdacht auf eine Muskelverletzung passen musste.
Bei Union war Party «mit Abstand und doch ein paar Bier» angesagt, wie es Kapitän Christopher Trimmel formulierte. «Wir wussten, dass wir Abstiegskandidat Nummer eins sind und haben es die ganze Saison hervorragend gemacht. Ich bin stolz auf die Mannschaft», sagte der Österreicher. «Der Klassenerhalt ist in erster Linie für die Fans. Wir werden die Feierlichkeiten nachholen», sagte Trimmel.
Seit fünf Heimspielen warteten die Eisernen auf einen Sieg. Die Gäste konnten zuletzt immerhin dreimal nacheinander ein Remis erzielen, mussten aber nach gut einer Minute das erste Mal durchatmen. Aus bester Position – sprich wenigen Metern vorm Tor – traf Unions Sebastian Andersson den Ball nicht richtig. Zu schwach war auch Grischa Prömels Versuch in der achten Minuten, wirklich geprüft wurde Paderborns Keeper bei einem Doppelversuch von Ken Reichel (13.).
Die Paderborner gaben, was sie konnten. Allerdings stand die Mannschaft von 32 Spieltagen auch nicht umsonst nur drei – zu Beginn – nicht auf dem Relegations- oder einem Abstiegsplatz. Gehörig Glück hatten sie in der 24. Minute, als Marius Bülter mit einem Kopfball nur den Pfosten traf, während aus dem Wald um das Kultstadion in Köpenick wieder zarte Fangesänge zu vernehmen waren. Schon beim Heimspiel zuvor gegen den FC Schalke 04 hatten sich etwa 30 Fans versammelt und das Team angefeuert, dabei aber die Auflagen in Corona-Zeiten eingehalten.
Kurze Zeit später wäre das Stadion unter normalen Umständen zu einer Stimmungsexplosion gekommen: Nach einem Freistoß von Kapitän Christopher Trimmel und seiner zwölften Torvorbereitung per Standardsituation landete der Ball im Netz – unfreiwillig verlängert von Zolinski.
Baumgart musste erstmal einen Schluck Wasser trinken und sah gut zehn Minuten später die erste Chance seiner Mannschaft: der eingewechselte Mohamend Dräger traf aber nur das Außennetz. Ansonsten verbuchten weiter die Berliner die besseren Möglichkeiten, insbesondere Andersson (43.).
Sie nicht genutzt zu haben, hätte sich fast gerächt. Paderborn machte Druck, Union konnte sich nach dem Seitenwechsel nur selten befreien. In der 58. Minute musste Trimmel in höchster Not klären, bei der anschließenden Ecke kam Sebastian Vasiliadis frei zum Kopfball. Keeper Rafael Gikiewicz parierte.
Die Partie wurde ruppiger, nach einem Zusammenprall im Fünfmeterraum mussten der Union-Keeper und Paderborns Dräger behandelt werden. In der Drangphase der Gäste hatten Robert Andrich und Andersson die Entscheidung auf dem Fuß: Andrich erste traf nur den Pfosten, Andersson setzte den Nachschuss neben das Tor. Ein Zitterspiel bis zum Abpfiff mit einem Happy End nur für Union.
(dpa)