Nyon – Blitzturniere in der Champions League und Europa League, letzteres in Deutschland, die mögliche Neuvergabe von EM-Spielen sowie heikle Vertragsfragen, die auch Nationalspieler Timo Werner betreffen.
Der Wust von offenen Fragen und Problemen verlangte den Machern der Europäischen Fußball-Union schon am Vortag alles ab. In internen Beratungen wurden die Beschlussfassungen für die wegweisende Videoschalte des Exekutivkomitees diskutiert. In München blieb einer aber ganz entspannt.
«Wir müssen einfach schauen, dass wir das Beste aus der Situation machen», sagte Hansi Flick bereits zuvor und sprach von einer «ganz besonderen Zeit und Situation». Wie etliche andere Clubs und sämtliche Verbände europaweit schaut der FC Bayern mit seinem Trainer nach Nyon, wo die UEFA nach wochenlangen Diskussionen den Terminkalender nach der Corona-Krise festzurren will. Der deutsche Fußball spielt eine zentrale Rolle.
Mehreren Medienberichten zufolge sollen in Nordrhein-Westfalen die noch ausstehenden K.o.-Duelle der Europa League ausgerichtet werden, spätestens ab dem Viertelfinale und nur in jeweils einer Partie. Mögliche Spielorte sind Köln, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Duisburg. Das Final-8-Turnier könnte vom 10. bis zum 21. August steigen. Wie in der Champions League stehen zuvor noch Achtelfinal-Partien aus. Aus Deutschland noch dabei sind Eintracht Frankfurt, der VfL Wolfsburg (beide nach Hinspiel-Niederlagen) und Bayer Leverkusen.
Das Blitzturnier der Königsklasse wird aller Voraussicht nach an Lissabon gehen, auch Frankfurt am Main hatte Interesse gezeigt. Als Finaltag wird, wie unter anderem die «Bild»-Zeitung berichtet, der 23. August avisiert. Das Achtelfinal-Rückspiel der Bayern gegen den FC Chelsea (Hinspiel: 3:0) soll angeblich wie geplant in München stattfinden. RB Leipzig steht bereits im Viertelfinale. Die Corona-Pandemie führt dann kurioserweise dazu, dass in Lissabon eine Art Superliga spielt, über dessen Einführung immer wieder mal heftig gestritten worden war.
Alle Verbände, ob nun in Deutschland der Deutsche Fußball-Bund und die Deutsche Fußball Liga oder in Europa die UEFA, müssen «schauen, dass sie allen gerecht werden. Und das ist nicht immer ganz so einfach», sagte Flick, der aus Bayern-Sicht gelassen äußerte: «Ich kenne die Turnierform sehr gut.» Beraten wird auch darüber, ob Istanbul, wo das Endspiel in dieser Saison eigentlich hätte stattfinden soll, mit einem neuen Termin entschädigt wird – und ob dieser Auswirkungen auf das bereits nach München vergebene Finale 2022 hat.
Kompliziert wird für die UEFA die Entscheidung, welche Spieler bei den Mini-Turnieren dabei sein dürfen. Der Weltverband FIFA hatte empfohlen, bei Transfers den alten Clubs Vorrang einzuräumen, um zumindest die nationalen Ligen abzuschließen. Die «Bild»-Zeitung berichtete, Timo Werner werde zwar in der Bundesliga bis Ende Juni für Leipzig spielen, dann aber sofort zum FC Chelsea wechseln. Bei den Bayern wird weiterhin über Leroy Sané von Manchester City als Neuzugang spekuliert. Die Spielberechtigung für die neuen Stars in Lissabon wäre befremdlich – ist aber nicht gänzlich auszuschließen.
Wie es nach dem Finale weitergeht, ist offen. Bislang stehen direkt Anfang September die ersten beiden Länderspieltage in der Nations League auf dem Programm. Das DFB-Team soll nach monatelanger Pause am 3. September gegen Spanien und drei Tage später in der Schweiz antreten. Priorität dürften aber die Playoffs zur EM haben, weshalb der Nations-League-Start in den Herbst geschoben werden könnte. Beteiligt an der Quali sind 16 Mannschaften in zwölf noch ausstehenden Partien für vier EM-Teilnehmer.
Für die in die Zeit vom 11. Juni bis 11. Juli 2021 verschobene Endrunde muss die UEFA die Ausrichterstädte bestätigen. Ob alle zwölf dabei bleiben, ist fraglich. Während München, wo drei Gruppenspiele und ein Viertelfinale steigen sollen, seine Zusage bereits öffentlich gemacht hat, gilt beispielsweise Bilbao als Wackelkandidat. Unsicher scheinen auch die Spielorte Rom und Baku.
«Mit neun Städten ist alles geregelt», sagte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin. Der Plan mit zwölf Stadien stehe weiterhin, notfalls würden es aber auch «zehn, neun oder acht» tun. Ein möglicher Bonus für München: Die Allianz Arena wäre ein Kandidat, Partien von wegfallenden Spielorten zu übernehmen.
(dpa)