Berlin – Die Verwendung von Schmerzmitteln im Sport ist nach Meinung des früheren Leichtathleten und heutigen Mediziners Thomas Wessinghage «unsportlich» und «eindeutig als Doping» anzusehen. Sport sei etwas für Gesunde, sagte der 68-Jährige dem Deutschlandfunk.
Wenn man nicht gesund sei, sondern Schmerzmittel brauche, dann sollte man so lange warten, bis man wieder Sport treiben könne, forderte der 5000-Meter-Europameister von 1982. «Dabei können Schmerzmittel durch die Einnahme als Gifte auf die Organe wirken», warnte Wessinghage. Man wisse von Magenblutungen, -durchbrüchen und -geschwüren, Nierenschäden und Herzinfarkten.
Schmerzmittel seien ein effektives Mittel, um länger und härter trainieren zu können, sagte Wessinghage. In vielen Sportarten seien Schmerzen einfach an der Tagesordnung, deswegen sehe er Schmerzmittel auch eindeutig als Doping an, weil diese die Erbringung der Leistung überhaupt erst ermöglichen würden.
Das Problem sei, dass es zu viel Geld und Politik im Sport gebe, meinte Wessinghage. Aus seiner Sicht sollte die Zahl der Dopingtests erhöht und Schmerzmittel nur unter Kontrolle eingenommen werden. Ein Problem sei aber, dass sie rezeptfrei erhältlich sind. «Wir sind da in einer ganz schwierigen Situation, und ich persönlich habe keine Lösung parat.»
Über den Missbrauch von Schmerzmitteln durch Fußballer im Profi- und Amateurbereich hatte kürzlich die ARD-Dokumentation «Hau rein die Pille» berichtet. «Was ich in den letzten 14 Jahren mitbekommen habe – Ibuprofen wird wie Smarties gegessen», sagte Neven Subotic vom Fußball-Bundesligisten 1. FC Union Berlin in dem Film, der in Kooperation mit dem Recherchezentrum «Correctiv» entstanden war.
(dpa)