Oberhof – An Geister-Weltcups in Deutschland mag Arnd Peiffer noch gar nicht denken. «Zu Oberhof und Ruhpolding gehören die Fans und die Atmosphäre dazu, das macht auch den Reiz der beiden Orte aus», sagt der Biathlon-Olympiasieger der Deutschen Presse-Agentur.
Seit Montag bereitet sich der 33-Jährige mit seiner Trainingsgruppe am Stützpunkt im thüringischen Oberhof auf den Saisonstart im November vor, zuvor gab es schon einen Monat Individualtraining. Mit einigen Einschränkungen läuft das alles auch während der Corona-Krise recht problemlos, doch der Blick in Richtung Winter wirft auch beim liebsten Wintersport der Deutschen viele Fragen auf.
Können täglich Zehntausende Fans dabei sein, wenn es im Januar 2021 in Oberhof und Ruhpolding um Siege geht? Kann es überhaupt eine Weltcup-Saison geben? «Ich bereite mich so vor, als würde ein ganz normaler Winter bevorstehen», sagt Peiffer. Vielleicht werde nicht in allen Ländern gelaufen, die derzeit geplant sind, «vielleicht mit weniger oder ganz ohne Zuschauer, aber ich bin mir sicher, dass es Weltcups geben wird», betont der fünfmalige Weltmeister: «Wir sind keine Kontaktsportart, den Mindestabstand hat man ja schon fast durch die Skilänge. Wenn Fußball möglich ist, eine Sportart mit viel Kontakt, dann ist es ja im Biathlon erst recht möglich.»
Der Weltverband IBU bestätigte den Kalender mit Stationen in elf Ländern – darunter ein Olympia-Test in China – zwar, ob das haltbar ist, werden aber die nächsten Monate zeigen. Der Deutsche Skiverband teilte mit, dass «Veranstaltungskonzepte fortlaufend an die jeweils geltenden Bestimmungen angepasst» werden. Auch der Ticketverkauf läuft normal, Einschränkungen sind noch nicht vorgesehen. Bis zu den ersten Rennen in Finnland kann derzeit aber niemand planen. Im Training beeinflusst das Peiffer alles nicht. «Wir fahren ein bisschen auf Sicht», sagte er. Ein gemeinsamer Lehrgang im Juli in den Vogesen musste schon abgesagt werden, ob es im Juli für den A-Kader gemeinsam nach Südtirol geht, wird noch entschieden.
Dicht gedrängt stehen die Biathleten in diesen Tagen auch nicht am Schießstand. «Auch im Kraftraum ist nur eine geringere Belegung möglich. Damit gehen wir um, aber das ist jetzt keine große Einschränkung», sagte Peiffer, der seit dem Beginn der Pandemie einen Rückgang bei der Anzahl der Dopingkontrollen feststellte. Er habe das Gefühl, «dass es weniger ist. Ich wurde im Mai und Juni schon öfter kontrolliert». Doch gerade ist vieles anders und wenig planbar.
Das bereitet auch den Weltcup-Organisatoren Probleme, weiß der fünfmalige Weltmeister aus dem Harz. «In Ruhpolding und Oberhof ist das für den Veranstalter der Bankrott, denn sie partizipieren nicht an den TV-Geldern. Die Veranstalter brauchen die Ticketverkäufe, sonst können sie das gar nicht stemmen», sagte Peiffer zu möglichen Events ohne Fans. Er selbst würde Geisterrennen akzeptieren, wenn das erforderlich ist: «Grundsätzlich möchte ich gerne Rennen gegen andere laufen und mich messen.» Das wäre auch ohne Zuschauer möglich.
Finanziell seien die Auswirkungen der Krise für den gebürtigen Niedersachsen, der seinen Lebensmittelpunkt in Bayern hat, aber auch bei Bundestrainer Mark Kirchner in Oberhof trainiert, noch nicht spürbar. «Ich könnte erst in einem halben oder einem Jahr eine Aussage treffen», sagte Peiffer. Spürbar sei jedoch, «dass gerade alle abwarten. Es werden gerade einfach keine Entscheidungen getroffen, ob jetzt irgendwer etwas im Sport sponsert.» Da es sich bei Sponsoring-Ausgaben jedoch meist um Gewinne von Unternehmen handelt, die nun oft fehlen, ist er sicher: «Ich gehe fest davon aus, dass der Sport insgesamt das stark spüren wird.»
(dpa)