Zweitliga-Hit VfB gegen HSV mit Brisanz und Druck

Stuttgart – Brisanz ist auch ohne eine erstligareife Kulisse garantiert. Auch wenn niemand etwas von einer Vorentscheidung im Aufstiegs-Endspurt wissen will, wird das Duell zwischen dem VfB Stuttgart und dem Hamburger SV am Donnerstag (20.30 Uhr/Sky) doch richtungsweisenden Charakter haben.

Die Zweitliga-Prominenz zittert um die ersehnte Bundesliga-Rückkehr. Die nächste Niederlage könnte für einen der Top-Favoriten nach dem enttäuschenden Re-Start am Ende eine zu viel sein. Insbesondere die Gastgeber stehen unter Druck. «Da geht es um alles», verdeutlichte VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo.

Obwohl die beiden Krisen-erprobten Clubs ihre Ansprüche nicht erfüllen und Souveränität vermissen lassen, haben beide den Aufstieg noch in der eigenen Hand – allerdings nur vor dem Spitzenspiel. «Es ist wahrscheinlich im Moment Nervensache, wie man jetzt mit der Situation umgeht», prognostizierte die HSV-Ikone Felix Magath, einst auch VfB-Coach, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Wegen des stabilen Auftretens von Tabellenführer Arminia Bielefeld wetteifern die Topfavoriten nur noch um einen direkten Aufstiegsrang, einer muss wohl mit der Relegation vorliebnehmen. Der HSV (46 Punkte) kann am Donnerstag in der beinahe menschenleeren Stuttgarter Arena bis auf vier Punkte davonziehen. Der VfB (45) könnte den Konkurrenten aber auch wieder von Platz zwei verdrängen.

Gerade bei den Stuttgartern nehmen nach dem verpatzten Neustart nach der Coronavirus-Pause die Zweifel an der Aufstiegsreife zu. Mit den Niederlagen in Wiesbaden und Kiel rutschte der VfB zurück in die Krise. Ähnlich wie vor dem Hinspiel, als die 2:6-Klatsche gegen die Hanseaten den Stuttgartern richtig wehtat, auch wenn HSV-Trainer Dieter Hecking im Oktober einen «sehr starken» Gegner gesehen hatte.

«Es ist ein wichtiges Spiel, ganz klar», sagte VfB-Sportdirektor Sven Mislintat jetzt nach vier sieglosen Partien, «aber auch eine Riesenchance, sich zu rehabilitieren.»

Erst in der Winterpause hatte Mislintat den Wechsel von Tim Walter zu Matarazzo vollzogen und muss nun schon wieder seinen Trainer rechtfertigen. Rund um die Schwaben regen sich Debatten, ob der Kader richtig zusammengestellt ist und ob es dem Zweitliga-Luxusteam um den zuletzt auf die Bank verbannten Kapitän Marc Oliver Kempf an Führungsstärke mangelt. Magath nannte die Auftritte seiner beiden Ex-Clubs «nicht überragend, sagen wir mal so». HSV-Mittelfeldspieler Adrian Fein kommentierte: «Stuttgart hat natürlich eine Riesen-Qualität im Kader, die ist bei uns aber auch vorhanden». Der 21-Jährige forderte aber auch mehr Konsequenz im Angriff.

Die braucht auch der VfB. Beide Teams vereint, dass sie zuletzt klare Schwächen im Torabschluss zeigten. Bei den Stuttgartern ziehen sich die Probleme durch die ganze Saison. Der HSV wurde gegen Fürth (2:2) und gegen Bielefeld (0:0) zuletzt mit zwei Remis bestraft, weil er auch beste Chancen leichtfertig ausließ.

So sammelten auch die Hanseaten nicht das erhoffte Selbstvertrauen, haben im direkten Vergleich aber mit dem um neun Treffer besseren Torverhältnis einen weiteren Pluspunkt. «Wir werden auch im Top-Match beim VfB Stuttgart unsere Möglichkeiten bekommen und müssen diese konsequent nutzen. Dann haben wir gute Chancen, unser Ziel zu erreichen, als Zweiter von dort wegzufahren», sagte Hecking. Es wäre ein passendes Geschenk zu seinem einjährigen Amtsjubiläum am Freitag.


(dpa)

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