Berlin – Jetzt soll es für die Fußball-Bundesliga ganz schnell gehen. Nach der Freigabe durch Bund und Länder für Geisterspiele beschloss das Präsidium der Deutschen Fußball Liga noch vor der heutigen Mitgliederversammlung, die seit Mitte März unterbrochene Saison am 15. Mai fortzusetzen.
«Nach Abwägung aller Argumente» habe sich der Dachverband für diesen Termin entschieden, heißt es in einem Schreiben an die 36 Clubs der 1. und 2. Liga, aus dem der «Kicker» zitierte.
Doch diese rasche Wiederaufnahme des Spielbetriebs nach nur wenigen Tagen Mannschaftstraining stößt nicht auf ungeteilte Zustimmung. «Im Sinne der Integrität des Wettbewerbs werben wir dafür, die Saison erst nach einem zweiwöchigen Mannschaftstraining wieder zu beginnen», hatte Werder Bremens Fußball-Geschäftsführer Frank Baumann vor der DFL-Entscheidung gesagt und den 23. Mai als Wunschtermin für den Re-Start genannt. Ähnlich hatte sich der Vorstandsvorsitzende des FSV Mainz 05, Stefan Hofmann, geäußert.
Doch die DFL versicherte, sie habe sich längst «mit denkbaren Terminen für die Saisonfortsetzung eingehend beschäftigt». Und darf sich wohl der Mehrheit der Clubs mit dem Votum für den 15. Mai sicher wähnen. «Es gibt keinen Grund dafür, länger zu warten», sagte RB Leipzigs Geschäftsführer Oliver Mintzlaff. Auch Bayer Leverkusens Sportchef Simon Rolfes versicherte, es seien «alle in der Lage», schon am Wochenende um den 16. Mai wieder zu spielen.
Statt um den konkreten Starttermin soll es nun also heute darum gehen, mit welchem Spieltag die Saison fortgesetzt wird. Sollte die DFL die Wiederaufnahme mit dem 26. Spieltag planen, der Mitte März als erster wegen der Corona-Pandemie verschoben werden musste, gäbe es zum Auftakt unter anderem gleich das Revierderby zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04. «Sportlich ist das nach wie vor eine große Rivalität. Beide Klubs haben sich in den letzten Monaten aber auch fair unterstützt», sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke der «Bild».
Bevor aber wieder gespielt werden darf, müssen sich die Mannschaften zunächst auf Forderung der Politik allesamt in eine mehrtägige Quarantäne begeben. «Die Clubs und ihre Angestellten stehen jetzt voll und ganz in der Verantwortung, die medizinischen, hygienischen und organisatorischen Anforderungen entsprechend umzusetzen», mahnte DFL-Chef Christian Seifert in der ARD.
Über das Skandal-Video von Hertha-Profi Salomon Kalou, der sich in der Kabine der Berliner bei mehreren Verstößen gegen die Abstands- und Hygieneregeln filmte, zeigte sich Seifert «wirklich sehr wütend». Die Bilder hätten «sehr viele Menschen sehr verärgert und sehr verstört», betonte der Liga-Geschäftsführer.
Neun Spieltage stehen in der 1. und 2. Liga noch aus. Mit dem medizinischen Konzept ihrer Taskforce will die DFL verhindern, dass eine größere Zahl von Neu-Infektionen bei Spielern, Trainern oder Betreuern doch noch einen Saison-Abbruch erzwingt. «Wir stellen uns immer noch darauf ein, dass wir weiter hart arbeiten müssen, dass die Saison zu Ende geht», sagte Seifert.
Zugleich sieht sich der deutsche Spitzenfußball in einer Vorreiterrolle. «Unser Konzept findet international großen Anklang, hierzu stehen wir auch bereits mit der UEFA und anderen Nationalverbänden im Austausch», sagte der DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius.
In anderen europäischen Top-Ligen wie in England, Italien und Spanien ist wegen der deutlich schwereren Folgen der Corona-Pandemie ein Wiederbeginn noch weiter entfernt. In Frankreich und den Niederlanden wurde die Fußball-Meisterschaft schon abgebrochen.
(dpa)