Hamburg – Andreas Rettig hat die Auswüchse im Profifußball in den vergangenen Jahren angeprangert.
«Wenn ich die Club-WM sehe, ist das ein massiver Angriff auf die Solidargemeinschaft», sagte der ehemalige Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL) und kaufmännische Geschäftsleiter des Zweitligisten FC St. Pauli in der Sendung «100% Bundesliga Spezial» des TV-Senders Nitro.
«Dass da 40 bis 45 Millionen als Antrittsgage gezahlt werden für einen Jux-Wettbewerb, muss mir mal jemand erklären. Das ist ein Problem und ein Systemfehler.» Anstelle einer Rangliste der 20 umsatzstärksten Clubs würde sich Rettig eine Tabelle mit den 20 Vereinen wünschen, die am meisten für die Gesellschaft tun.
Der 57-Jährige setzte sich im Lauf der gegenwärtigen Corona-Pandemie einmal mehr für einen neuen Werte-Kanon im Sport und im Profifußball ein: «Der Profifußball ist nicht systemrelevant, um das mal klar zu sagen, allenfalls gefühlsrelevant. Der Sport als solches hat für mich eine gesellschaftliche Relevanz, und da muss der Profifußball auch allen anderen Sportarten helfen.»
Die Durchsetzung einer Gehaltsobergrenze im Fußball hält der ehemalige Funktionär für schwierig: «Es geht immer am Ende um das Verantwortungsbewusstsein der Entscheidungsträger», meinte Rettig. «Es wird immer wieder Umgehungstatbestände geben.»
(dpa)