Berlin – Ein perfekter Start in die neue PS-Saison sieht anders aus. Als hätte die Autowelt nicht schon genug unter der schlechten Stimmung und den Vorgaben zum CO2-Ausstoß zu leiden, verhagelt das neuartige Coronavirus der Branche nun auch deren große Frühjahrsparty in Genf. Kurz vor der Eröffnung vergangene Woche wurde der Salon abgesagt.
Viele Premieren in der Kompaktklasse
Doch weil das Geschäft weitergehen muss, haben die Hersteller die geplanten Premieren oft kurzerhand ins Internet verlegt. An Neuheiten mit aktuellem Serienbezug herrscht kein Mangel. Viele der verhinderten Genfpremieren fallen in die Kompaktklasse. Im Windschatten des neuen Golf bringen auch die VW-Töchter die nächste Generation ihrer Modelle.
Bei Audi dreht sich alles um den neuen A3, bei Seat um den Leon und bei Skoda um den Octavia. Und weil einige dieser Modelle bereits vor Wochen im kleinen Kreis enthüllt wurden, gibt es jetzt nochmal Rückenwind durch neue Sportversionen: der Leon in der Sportversion Cupra, aber erstmals als Plug-in-Hybrid – genau wie der Skoda Octavia RS mit Steckdose.
Außerdem neu in der noch immer volumenstärksten Klasse ist der aufgefrischte Hyundai i30. Und wer auf gleicher Fläche mehr Platz braucht, den lockt VW mit einem neuen Caddy, der bei Antrieb und Ausstattung näher am Golf ist als je zuvor. Eine Klasse darunter kündigen sich Neuauflagen von Toyota Yaris und Hyundai i20 an.
Elektrifizierung in allen Klassen
Im Boom-Segment der SUVs will Kia will mit einer Neuauflage des Sorento für Impulse sorgen. Und Cupra, bei Seat als eigenständige Tochter emanzipiert, bringt mit dem Formentor sein erstes Modell, ein Kompakt-SUV.
Zu den vielen Neuheiten kommen zahlreiche elektrifizierte Motorvarianten für Modelle, die schon auf dem Markt sind: Mercedes bietet für die CLA-Varianten Coupé und Shooting Break sowie das Kompakt-SUV GLA einen Plug-in-Hybrid an. BMW bringt drei neue Steckdosen-Versionen für den 3er, und der Renault Twingo wird zum reinen Elektroauto.
Der Frühlingsauftakt der PS-Branche wirkt nüchtern und vernünftig. Doch ganz in Genfer Tradition bleibt der Spaß mit den Pferdestärken nicht auf der Strecke, obwohl dies angesichts der Klimakrise wie aus der Zeit gefallen scheint.
Höchstleistungen als alte Tradition
Porsche lässt einen 911 Turbo S mit 478 kW/650 PS vom Stapel, McLaren will mit dem extremen Roadster Elva ohne Frontscheibe sowie einem 496 kW/675 PS starken Longtail-Modell der Super-Series punkten. In die gleiche Kerbe schlägt Alfa Romeo anlässlich des 110. Firmengeburtstags. Das Modell Giulia kommt in einer GTA-Version mit 397 kW/540 PS, gebaut werden nur 500 Exemplare.
Allerdings weiß die PS-Branche auch, dass sie mit konventionellen Modellen alleine nicht überleben kann. Deshalb untermauern die Hersteller den Willen zum Wandel mit Studien, die nachhaltig und innovativ, vor allem aber elektrisch sind.
Tesla-Fighter und Preisbrecher
Dabei schauen sie zum Teil Jahre voraus wie Renault mit dem Morphoz, der auf Knopfdruck in die Länge geht und mit Platz für eine weitere Batterie vom Stadt- zum Langstreckenauto werden soll. Ähnlich einfallsreich zeigt sich Hyundai mit dem nur noch per Joystick steuerbaren 2+2-Sitzer Prophecy.
Während das nach Zukunftsmusik klingt, will BMW mit dem i4 der E-Mobilität einmal mehr zur Alltagstauglichkeit verhelfen: Mit versprochenen 600 Kilometern Reichweite könnte das Konzept als Serienmodell zum Tesla-Fighter werden.
Dagegen plant Dacia, die E-Mobilität auch bezahlbar zu machen – mit einem elektrischen Kleinwagen für kaum mehr als 10.000 Euro. Auch der Dacia ist offiziell noch ein Konzept und soll wie der i4 im nächsten Jahr als Serienversion gezeigt werden. Ob auf einer Messe, das lässt sich dieser Tage noch nicht genau sagen.
(dpa/tmn)