Berlin – Die Union-Fans ließen sich die Festtagsstimmung nicht verderben und sangen noch lange nach dem Abpfiff inbrünstig, so als ob ihre Lieblinge den Neulings-Rekord geschafft hätten. Die Spieler des 1. FC Union Berlin schüttelten sich kurz – doch Grund zum langen Ärgern hatten sie nicht.
Dabei hatte die TSG Hoffenheim mit einem 2:0 (0:0)-Sieg an der Alten Försterei den erhofften Rekord der Unioner, die zuvor im eigenen Stadion viermal nacheinander ohne Gegentor gewonnen hatten, verhindert. Fünf Heimsiege zu Null in Serie hat in der Fußball-Bundesliga noch kein Aufsteiger geschafft.
Der Togolese Ihlas Bebou (56. Minute) und der erst fünf Minuten zuvor eingewechselte Christoph Baumgartner (90.+1) sorgten am Dienstagabend mit ihren Toren für den ersten Dreier der Hoffenheimer seit dem 8. November. 1899 ist in der Tabelle mit 24 Punkten nun Achter, Union steht mit weiter 20 Zählern auf Rang elf. Berlins Toptorjäger Sebastian Andersson vergab die größte Ausgleichschance (83.).
«Brutal ärgerlich», empfand Union-Routinier Christian Gentner die Niederlage, «aber ab morgen gilt’s, den Kopf wieder hoch zu nehmen! Mit einer großen Chance hätten wir zurückkommen können», meinte der 34-Jährige. Diese große Chance der Gastgeber hatte Oliver Baumann im Tor der 1899er mit einer sensationellen Parade vereitelt. «Ich bin einfach froh, dass wir uns hier wahnsinnig reingekämpft haben. Das war überragend – und hat einfach nur Spaß gemacht», sagte der Keeper.
Die Unioner machten sich von der ersten Minute an schon heiß für das traditionelle Weihnachtssingen – die Berliner Profis agierten gleich gallig und zweikampfstark. Hoffenheim bekam zwar mehr Spielanteile, hatte aber mit der Wucht und dem körperbetonten Spiel der Berliner über weite Phasen arge Probleme. Der als zweite Sturmspitze neu in die Startelf gerückte Anthony Ujah hatte schon nach 13 Minuten die riesen Chance auf die Union-Führung. Von Marcus Ingvartsen mustergültig freigespielt, schoss der 29 Jahre alte Nigerianer aber weit am TSG-Tor vorbei.
Weiteres Plus für den Neuling zunächst: Bei den von Kapitän Christopher Trimmel getretenen Standards kamen die Gäste immer wieder in Gefahr. Glück für das Team von Trainer Alfred Schreuder, als eine scharfe Eingabe des Österreichers an Freund und Feind vorbei ins Aus flog. Der starke Robert Skov und Benjamin Hübner, der erstmals in der Bundesliga im Brüder-Duell mit Unions Florian Hübner stand, klärten gleich mehrmals stark. Hoffenheims Kapitän Kevin Vogt, der sich nach Wadenblessur wieder herangekämpft hatte, stand nicht im Kader.
Erst nach 35 Minuten kam ein Schussversuch der TSG auf das Union-Tor, Keeper Rafal Gikiewicz bekam den Ball von Skov im Nachgreifen zum Fassen. Dann allerdings hätte Andrej Kramaric noch vor der Pause die Gastgeber schocken können. Von Bebou gut bedient, zielte der kroatische Stürmer allein vor Gikiewicz über die Latte (35.). Für Hoffenheim war das ein Signal. Jetzt nahmen die Gäste vor 20.350 Zuschauern im nicht ganz ausverkauften Stadion an der Alten Försterei den Kampf an, nutzten ihre Schnelligkeit besser. Gleich zum Start der zweiten Halbzeit klärte Union-Verteidiger Neven Subotic gegen Bebou im allerletzten Moment.
Wenig später verarbeitete Bebou einen langen Ball perfekt. Der Stürmer zog an Florian Hübner vorbei, sein Schuss wurde vom nach einer Blessur doch aufgebotenen Linksverteidiger Christopher Lenz noch abgefälscht – kein Chance für Gikiewicz. Wütend antworteten die Gastgeber. Doch die Mannschaft von Trainer Urs Fischer brachte keine Wende mehr zustande. In einem harten Fight mit insgesamt acht Gelben Karten versuchten die Gastgeber im Endspurt nochmals alles. Routinier Gentner schoss knapp vorbei (74.). Andersson scheiterte kurz vor dem Ende freistehend am starken 1899-Keeper Baumann (83.). So blieb es beim ersten Sieg der Hoffenheimer nach vier erfolglosen Versuchen und der vierten Heim-Niederlage für Union.
(dpa)