Östersund – Nach den wohl bittersten Tagen seiner Karriere als Biathlet wollte Arnd Peiffer nur noch weg.
«Ich freue mich, dass ich diesen Ort jetzt verlassen kann», sagte der Olympiasieger nach seinem «katastrophalen» Saisoneinstieg in Östersund. Einem Magen-Darm-Virus folgte in Schweden ein schwerer Sturz, bei dem sein Gewehr in zwei Teile brach, und zum Abschluss ein total verkorkstes Staffelrennen. «Ich hätte mir in den kühnsten Träumen nicht vorstellen können, dass man so einen Einstand haben kann», sagte der 32-Jährige.
Fast sinnbildlich steht der Einzel-Weltmeister für die deutsche Mannschaft, bei der während des ersten Weltcups nach dem Karriereende von Laura Dahlmeier kaum etwas zusammenlief. Gerade zu einem mageren Podestplatz reichte es in insgesamt acht Rennen in neun Tagen in Mittelschweden. Zum Abschluss landete die Frauenstaffel mit Karolin Horchler, Denise Herrmann, Vanessa Hinz und Franziska Preuß am Sonntagnachmittag auf dem ordentlichen vierten Platz. Während Norwegen triumphierte, fehlten Herrmann und Co. nach einer Strafrunde und neun Nachladern 5,3 Sekunden zum erhofften Podestplatz.
Bereits am Samstag war Peiffer mit der Männerstaffel, zu der auch Erik Lesser, Philipp Horn und Benedikt Doll gehörten, hingegen als Achter völlig chancenlos. Das Quartett leistete sich vier Strafrunden und 13 Nachlader, der Vize-Weltmeister kam beim Sieg Norwegens mit mehr als drei Minuten Rückstand nicht mal in die Nähe der vordersten Ränge.
Debütant Philipp Horn leistete sich alleine drei Strafrunden, Peiffer eine weitere. «Wir waren nicht konkurrenzfähig», sagte Peiffer. Auch Bundestrainer Mark Kirchner konnte am ZDF-Mikrofon kein positives Fazit nach den ersten Saisonrennen ziehen: «Wir sind sicherlich nicht zufrieden mit den Ergebnissen und der Woche. Aus der Bahn wird es uns nicht werfen, wir werden uns steigern. Davon bin ich überzeugt.»
Ein mühsamer Saisonbeginn ist unter Kirchner allerdings nichts Ungewöhnliches. Das Konzept ist auch in diesem Winter voll auf Spitzenleistungen zur WM in Antholz im Februar 2020 ausgelegt. Die erfolgsverwöhnte Mannschaft steht trotzdem schon unter Druck. Nur die nicht-olympische Single-Mixed-Staffel mit Preuß und Lesser hatte in Östersund am vergangenen Wochenende als Zweiter überzeugt.
Vor allem bei den Männern gibt es einige Problemfälle. Ex-Weltmeister Simon Schempp, jahrelang Schlussläufer der deutschen Staffel, ist noch auf Formsuche, die Leistungen seiner Teamkollegen schwankten an den ersten beiden Wochenenden stark. «Im Männerbereich macht uns das Schießen einen Strich durch die Rechnung», sagte Kirchner. Schon in den Einzelrennen hatte das zu viele Top-Platzierungen verhindert. Ein sechster Platz von Johannes Kühn im Sprint war das beste Resultat.
Peiffer musste erkrankt auf dieses Rennen und die Mixed-Wettbewerbe verzichten, ehe er am Mittwoch im Einzel seine Waffe zertrümmerte. Er fiel in einer Abfahrt mit dem Kopf auf das Gewehr, zog sich bei dem Sturz mehrere Prellungen sowie eine Kopfplatzwunde zu und musste vorzeitig aussteigen. «Das war eine gebrauchte Woche für mich.»
Bei den Frauen zeigten Franziska Preuß, die in Sprint (4.) und Einzel (12.) jeweils beste Deutsche war, sowie Weltmeisterin Denise Herrmann positive Ansätze. Die Sächsin Herrmann leistete sich am Ende zwar eine Strafrunde in der Staffel, konnte diesen Patzer aber durch eine hervorragende Leistung in der Loipe kaschieren. Bis zur Schlussrunde kämpfte Preuß um Rang drei. «Es hat ein bisschen was gefehlt am Ende, aber es ist nicht so leicht, hier auf das Podest zu kommen», sagte Preuß. Hinz ergänzte: «Das war ein versöhnlicher Abschluss.»
Besser werden soll es schon ab kommenden Freitag beim zweiten Weltcup in Hochfilzen. Erst nach den Wettkämpfen in Österreich will der Deutsche Skiverband eine erste Bilanz ziehen. «Wir bleiben weiter positiv, weil wir wissen, was die Mannschaft leisten kann», sagte der Sportliche Leiter Bernd Eisenbichler.
(dpa)